Walter Strasil
Geb. am 17.11.1931 in Wien, gest. am 14.8.2022 in Wien.
Prof. Walter Strasil war seit 1957 Mitglied und von 1984–2006 Präsident der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Wien/NÖ/Bgld. Unter seiner 23 Jahre dauernden Präsidentschaft wurde nicht zuletzt durch sein Verhandlungsgeschick der Künstlersozialhilfefonds eingeführt und der damals geltende 20 %ige Steuersatz für bildende Kunst auf 10 % reduziert. Er wirkte an der Installation der„Künstlerkommission im Finanzministerium“ mit und war Gründungsmitglied der „Verwertungsgesellschaft bildender Künstler Österreichs“ (VBK) und nunmehrigen „Bildrecht“, weshalb Künstlerinnen und Künstler u.a. seit 1978 in den Genuss urheberrechtlicher Vergütungen kommen.
Man kann zurecht festhalten, dass, seit Prof. Strasil im Jahr 1987 auch zum Präsidenten der VBK gewählt wurde, sich diese Doppelpräsidentschaft segensreich für die gesamte Künstlerschaft ausgewirkt hat und die oben genannten Einrichtungen heute noch für zahlreiche Künstlerinnen und Künstler von existentieller Bedeutung sind. Ich habe Prof. Strasil einmal befragt, aus welchen Beweggründen in den frühen 1980er Jahren die Künstlersozialversicherung und den Künstlersozialversicherungsfonds eingeführt wurde. Prof. Walter Strasil antwortete:
Bevor es die Künstlersozialversicherung gab, mussten selbständige bildende Künstlerinnen und Künstler bei den zu entrichtenden Sozialabgaben sowohl den Arbeitgeber-, als auch den Arbeitnehmeranteil bezahlen. Das war weder sozial noch demokratisch und vor allem ungerecht anderen Berufsgruppen gegenüber. Ich habe mich daher für eine gerechtere Sozialabgabenregelung für Künstlerinnen und Künstler eingesetzt. Es wurde eine Kommission eingesetzt, welche eine Lösung herbeiführen sollte. In dieser Kommission waren die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, das Künstlerhaus und die IG Bildende Kunst vertreten. Nach etlichen Beratungen wurde beschlossen, dass Künstlerinnen und Künstler nur noch den Arbeitnehmeranteil bezahlen müssen. Der Arbeitgeberanteil musst aber auch finanziert werden und dafür wurde der Künstlersozialversicherungsfonds (KSVF) installiert, aus welchem heute noch Zuschüsse zu den Sozialversicherungsbeiträgen der selbständigen Künstlerinnen und Künstler geleistet werden.“ (3)
Prof. Walter Strasil hat auch die Gründung einer eigenen Galerie der Berufsvereinigung erwirkt, die während ihrer kurzen Lebensdauer vorbildlich geführt war. Leider konnten diese schönen Räume nicht gehalten werden, nach dem eine, vom damaligen Unterrichtsminister, schriftlich bereits zugesagte Subvention nicht ausgezahlt wurde. Ebenso ist Prof. Strasil der Gründer der Galerie der VBK in der Strauchgasse, die seither schon vielen, vielen Mitgliedern die Möglichkeit bot, eigene Werke der Öffentlichkeit vorzustellen.
Zum Berufsleben vor seiner Präsidentschaft kann man in einem Bericht von Prof. Otto Stefferl zum 80. Geburtstag von Strasil nachlesen, dass dieser seine Ausbildung an der „Graphischen Lehr – und Versuchsanstalt“ gemacht und mit Auszeichnung als Diplomgrafiker im Jahr 1951 abgeschlossen hat.
Nach einigen wenigen Jahren der Selbständigkeit wurde er von einem ehemaligen Schulkollegen, dem ein Fixposten angetragen wurde, gebeten, dessen Arbeit als wissenschaftlicher Zeichner im Naturhistorischen Museum weiterzuführen. Nach nur 4 Wochen Probezeit wurde Strasil bereits ständiger Mitarbeiter des Museums und es dauerte in weiterer Folge nicht lange, bis andere auf seine exzellente Arbeit aufmerksam wurden“ (2), berichtet Prof. Stefferl.
Wir erfahren weiter, dass das ägyptologische Institut der Universität Wien seitens der UNESCO – „zum Schutz der nubischen Altertümer“ – mit einer entsprechenden graphischen Dokumentation jenes Teiles des Niltales beauftragt wurde, der nach Fertigstellung des Assuan-Staudammes dann später geflutet wurde. Insbesondere ging es dabei um den Grabungsort SAYALA und die gesamte Standortverlegung der Tempel-Anlage von Abu Simbel. Zur Durchführung dieses Auftrages habe sich Walter Strasil fast ein ganzes Jahr in Ägypten aufhalten. Andere Dokumentationen im Nildelta sollen nochmals mehrere Monate in Anspruch genommen haben.
Von Prof. Manfred Bietak, der in den 1960er Jahren die Grabung in Sayala für Prof. Kromer leitete habe ich erfahren, dass Walter Strasil von 1961-1963 in Nubien an den Ausgrabungsstätten zur Rettung der nubischen Altertümer gearbeitet habe. Ansonsten arbeitete Strasil hauptsächlich an der prähistorischen Abteilung im Naturhistorischen Museum, wo er auch sein Büro hatte. (4) Die Abb. In diesem Artikel stammen aus dem Buch „Gräberfeld Hallstatt“, Autor Karl Kromer (6)
Unser Dank gilt besonders der Unterstützung der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums, Frau Dr. Walpurga Antl-Weiser, Frau Dr. Bettina Riedl, Frau Karina Grömer, Herrn Dr. Dr. Martin Krenn und Herrn Vinzent Kern.
Prof. Stefferl berichtet weiter:
Innerhalb seines Lebenswerkes von mindestens 20.000 Illustrationen, entstanden auch mehr als 2000 Arbeiten, die aufgrund von Material aus dem Naturhistorischen Museum Wien, im Auftrag eines wissenschaftlichen Verlages auf dem Gebiet der Urgeschichte geschaffen wurden. Es folgten Aufträge der Akademie der Wissenschaften Österreichs, von der Akademie der Wissenschaften Deutschlands, Folgeaufträge Amerikanischer wissenschaftlicher Institute. „Wissenschaftliches Zeichnen“ ist eine der strengsten graphischen Disziplinen, muss doch die Wiedergabe nicht nur „stimmen“ sondern soll darüber hinaus auch noch Auskunft auf gestellte Fragen geben.
Prof. Strasil hatte laut Auskunft des Naturhistorischen Museums in Wien einen beträchtlichen Anteil der Illustrationen in Karl Kromers „Das Gräberfeld von Hallstatt“ gezeichnet. (5)
Neben seiner Tätigkeit im wissenschaftlichen Umfeld war Walter Strasil auch noch in der Wirtschaftswerbung tätig. Er betreute beispielsweise jahrelang die Kosmetikfirma GUHL und arbeitete ebenso jahrelang für die OMV (2).
Walter Strasil wurde für seine Verdienste für die österreichische Künstlerschaft am 26.11.1985 mit dem Berufstitel „Professor“ geehrt und ist in Anerkennung seiner ungewöhnlich hohen Leistungen als wissenschaftlicher Zeichner Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, verliehen am 1.6.1995.
Von der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs wurde er nach seiner Präsidentschaft zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Profil Walter Strasil ist am 14. August 2022 im Alter von 91 Jahren gestorben.
Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at
Bitte beachten Sie, dass verlinkte Seiten im Internet u. U. häufig verändert werden und dass Sie die sachliche Richtigkeit der dort angebotenen Informationen selbst überprüfen müssen.
Quellen:
(1) Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
(2) Otto Stefferl, Dankesrede für die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs zum 80. Geburtstag von Prof. Walter Strasil.
(3) Interview Berthild Zierl mit Prof. Walter Strasil im Juli 2021
(4) Mailverkehr mit Prof. Manfred Bietak, Leiter der Grabung in Sayala
(5) Naturhistorisches Museum Wien, Vinzenz Kern, Prähistorische Abteilung
(6) Buch „Gräberfeld Hallstatt“, Autor Karl Kromer