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Ernst Paar (1906 – 1986)

Ernst Paar

Ernst Paar war ein bekannter österreichischer Maler und Grafiker. Er war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, im Hagenbund, der Föderation moderner bildender Künstler Österreichs und er war Gründungsmitglied der Künstlervereinigung „Der Kreis“.


Der Maler und Grafiker war der Sohn von Berta Paar geb. Michelitsch und Hans Paar. Sein vollständiger Name ist Ernst, Josef, Maria Paar.


Seine künstlerische Ausbildung begann mit einer Lehre als Lithograf in der Druckerei Matthey/Wall in Graz. Daneben besuchte er ab 1922 den Aktkurs an der Landeskunstschule in Graz. Nach dem Lehrabschluss ging Paar nach Stuttgart, arbeitete als Lithograf und studierte daneben von 1926 und 1927 an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, wechselte kurz nach Berlin und kam 1928 wieder nach Stuttgart zurück. 1930 ging Paar mit seinem Malerfreund Hans Stockbauer (1910 – 1982) nach Paris und studierte 1930 – 1931an der Académie Julian.


Zurück in Graz wurde Ernst Paar 1932 Mitglied der Sezession Graz, lernte Wilhelm Thöny, Hans Stockbauer, Rudolf Pointner und Kurt Weber kennen und stellte erstmals mit Erfolg seine Werke aus. In dieser Zeit entstanden unter anderem sehr expressive Stadtansichten von Graz.

Ein Jahr später übersiedelte er nach Wien, wo er neben Otto Rudolf Schatz wohnte. In Wien wurde er u.a. Mitglied im Hagenbund, einer künstlerischen Bewegung mit ausgezeichneten Netzwerken, die neben der Secession und dem Künstlerhaus eine eigenständige künstlerische Bewegung war. In seinen Arbeiten begann er sich mit dem Kubismus auseinander zu setzen. Später, zwischen 1934 und 1936 orientierte er sich mehr an der neuen Sachlichkeit.


Am 01.10.1935 heiratete er Margarethe Roth. Seine Kunst fand besonders in der Steiermark öffentliche Anerkennung. 1935 erhielt er die silberne Medaille der Stadt Graz für Malerei. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage und des geringen Absatzes von Kunst nahm Paar gebrauchsgrafischen Tätigkeiten an.

Im Jahr 1937 war er als Künstler schon so bekannt, dass er bei der 73. Hagenbundausstellung einen ganzen Saal mit seinen Werken bespielen durfte. Für den Hagenbund erreichte er eine Zusage für eine Ausstellung in der Sezession Graz, welche aber aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse nicht mehr zustande kam – der Hagenbund wurde von den Nationalsozialisten wegen zu moderner und liberaler künstlerischer Ansichten sowie der hohen Anzahl von Mitgliedern mit jüdischen Wurzeln aufgelöst.

Von 1939 bis 1942 arbeitete Ernst Paar in einem Versicherungskonzern als Grafiker. Die damals von er NSDAP erfolgte Überprüfung ergab in politischer Hinsicht keine Bedenken, obwohl er in dieser Zeit freundschaftlichen Kontakt zu Regimegegnern wie seinem Nachbarn Otto Rudolf Schatz sowie dem Künstler Karl Wiener und der Künstlerin Margret Bilger pflegte. Nebenbei sei erwähnt, dass die drei eben Genannten Mitglieder der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs waren.

1942 fand eine Gruppenausstellung in der Galerie Welz (ehem. Würthle) statt, in welcher auch Werke von Ernst Paar gezeigt wurden; sie wurde vier Tage nach der Eröffnung verboten.

Im Herbst 1943 wurde Ernst Paar zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam mit anderen Malern in eine Einheit, die in Münster in Deutschland stationiert war. In seiner freien Zeit konnte er bei Freunden zeichnen und aquarellieren. Gegen Kriegsende kam er in russische Gefangenschaft und kehrte Oktober 1945 nach Wien zurück. Dort arbeitete er wieder als Gebrauchsgrafiker und beteiligte sich ab 1946 wieder rege an Ausstellungen im In- und Ausland.

Im Juni 1946 war Ernst Paar eines der 10 Gründungsmitglieder des Künstlervereins „Der Kreis“, deren Präsident er von 1948 bis 1950 war.
Als 1948 der damalige Unterrichtsminister Felix Hurdes seine Unterschrift zu Paars Berufung an die Akademie der bildenden Künste in Wien wegen einer Karikatur von Paar, welche Hurdes als Schmähung der Regierung betrachtete verweigerte, konnte Ernst Paar die angebotene Assistentenstelle nicht annehmen.

1951 wurde er Mitglied in der Föderation moderner bildender Künstler Österreichs. 1953 erhielt er den 1. Preis beim Wettbewerb für das Plakat der Wiener Festwochen.

Zu seinem 50. Geburtstags hatte er im September 1956 eine große Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Im selben Jahr wurde ihm der Titel Professor verliehen, das Bundesministerium für Unterricht kaufte für die Österreichische Galerie das Bild „Ansicht von Paris“ und auch die Albertina erwarb einige Aquarelle.

1963 erhielt Ernst Paar den Theodor Körner-Preis und 1965 wurde er mit dem Preis der Stadt Wien für Angewandte Kunst ausgezeichnet.

Im öffentlichen Raum gestaltete Ernst Paar mehrere Mosaike und Plastiken im Auftrag der Gemeinde Wien, wie beispielsweise 1954 das Mosaik „Farnkraut“ in 1120 Wien, Sagedergasse/Rothenburgstraße, 1955 „Die vier Jahreszeiten“ in 1130 Wien, Premreinergasse/Bossigasse, 1958-62 die Betonwand mit beidseitigen Mosaiken „Aus dem Biedermeier“ in 1130 Wien, Wattmanngasse 51-54 1970 eine 11 m x 3 m große Wandmalerei im Pensionistenheim in Döbling.

Betonwand mit Mosaik „Aus dem Biedermeier“ 1130 Wien, Wattmanngasse 51-54
Foto: Wilhelm Oberhofer, Wien


Ernst Paar starb am 25. Jänner 1986 in Wien. Er wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen: