Leopold Hauer
(1896 – 1984)
Leopold Hauer schuf vor allem flächig stilisierte Landschafts- und Blumenbilder, die anfänglich noch den Einfluss von E. Schiele und A. Egger-Lienz aufwiesen. Am Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit verwendete er gerne satte, dunkle Farben. Sein Hauptaugenmerk lag im Streben nach einer klaren, einfachen Komposition und dem harmonischen Zusammenwirken von Form und Farbe. Er war außerdem ein ausgezeichneter Zeichner und Graphiker.
Für Leopold Hauer war handwerkliches Können und malerischer Fleiß eine Selbstverständlichkeit. Durch Abstrahieren gelang es ihm, das Einfache authentisch wiederzugeben.
Leopold Hauer, geboren am 15.7.1896, war das dritte von vier Kindern von Cäcilie und Franz Hauer. Franz Hauer führte erfolgreiche ein Lokal in Wien, das Griechenbeisl, und wurde später ein begeisterter Kunstsammler. Albin Egger-Lienz, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Karl Sterrer und Anton Faistauer gehörten zu den jungen Malern, die Franz Hauer förderte und die auch immer wieder Gäste im „Griechenbeisl“ waren.
Nach dem frühen Tod der Mutter im Jahr 1906 kam Leopold Hauer zusammen mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Ignaz zur einer „Kostfrau“ nach Krems und besuchte dort die Realschule. 1911 wechselte er in die Realschule am Marieninstitut in Graz. Sein Vater hatte 1909 Anna Zapletal geheiratet, mit der er später zwei Kinder bekam.
1914 starb der Vater von Leopold Hauer. Im selben Jahr meldete sich Leopold Hauer zum Militärdienst, um den Matura-Prüfungen zu entgehen. 1915 legte er die Offiziersprüfung ab und wurde als Meldereiter und später als Minenwerfer eingesetzt bis er 1918 malariakrank entlassen wurde. Noch im selben Jahr begann er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Jungwirth und Prof. Karl Sterrer Malerei zu studieren – Abschluss 1924.
Am 21.7.1919 heiratete Leopold Hauer Sophie Helling. 1925 kam die Tochter Christa zur Welt, welche ebenfalls Malerin wurde und auch Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs war.
Bei Studienreisen nach Deutschland in den frühen 1920er Jahren lernte Hauer etliche Künstler, u.a. den Maler Leo Putz kennen. Bei Albin Egger-Lienz verbrachte er den Sommer 1923 in Längenfeld im Ötztal. Im selben Jahr erhielt Leopold Hauer den Meisterschulpreis der Akademie der bildenden Künste für sein Werk „Kreuzigung mit Schächern“. Danach Studienreise nach Deutschland, Frankreich, Italien und Holland. Der Künstler war jedoch nicht nur in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts sondern Zeit seines Lebens viel unterwegs.
1928 wurde Leopold Hauer Mitglied im Wiener Künstlerhaus, wo er von 1949 bis 1966 künstlerischer Leiter des Künstlerhaus-Kinos war; außerdem gründete er die Künstlervereinigung „Neue Gruppe“ und verbrachte längere Zeit auf der Insel Rag.
1932 kam Leopold Hauer über seine Bekanntschaft mit dem Regisseur Gottfried Wilhelm Papst zum Film, arbeitete in Wien als Berater von Max Neufeld, später bei Styria-Film und der Wien-Film, war als künstlerischer Beirat und Regieassistent bei Werner Hochbaum und drehte einen Dokumentarfilm „Straße des Lebens“ über den Bau und die Eröffnung der Großglockner-Hochalpenstraße. Der Film ist leider verschollen.
Über den Film sagte Leopold Hauer:
Erst war ich begeistert, erkannte aber nach einiger Zeit, dass es beim Film mehr um das Geschäft als um die Kunst ging und so kehrte ich zu meiner lieben Malerei zurück.
(Quelle: Leopold Hauer, Verlag Niederösterreichisches Presshaus, 1987, ISBN 3 85326 825 0)
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich trat Leopold Hauer der NSDAP bei, um wie er glaubte, die Fortführung seines Berufs als Maler zu sichern.
Hauer hielt in den ersten Kriegsjahren durch Fotodokumentation Alltagsleben der ländlichen Bevölkerung fest. 1943 meldete er den Widerstandskämpfer Franz Herbst zum Schein in seinem Atelier an, versteckte ihn jedoch in der Wohnung darunter. 1044 wurde Leopold Hauer von der Gestapo verhört – ohne jedoch den Freund preiszugeben. Dennoch wurde dieser 1945 verhaftet und bis zum Kriegsende in einem Konzentrationslager inhaftiert. Gegen Leopold Hauer wurde Anzeige erstattet, doch das Chaos der letzten Kriegstage verhinderte seine Einvernahme.
Nach dem Krieg sicherten Aufträge der sowjetischen Kommandantur und Aufträge für Porträts russischer Generäle das Überleben seiner Familie.
1947 setzte sich Leopold Hauer für die Errichtung eines Kinos im Künstlerhaus ein. Am 26.8.1947 erhielt das Künstlerhaus eine Konzession, um kulturell wertvolle Filme zu zeigen. Das Kino im Künstlerhaus wurde am 14.1.1949 eröffnet, dessen Programmdirektor Leopold Hauer bis 1966 war. Seine Programmgestaltung mit dem Schwerunkt auf den französischen und italienischen Filmen prägten das Kulturleben dieser Zeit in Wien und war mit ein Grund dafür, dass der Film als künstlerisches Medium immer mehr an Bedeutung gewann. Für die von Hauer ausgewählten Filme erhielt er zwischen 1949 bis 1966 mehrmals die „Goldene Feder“ des Verbands der österreichischen Filmjournalisten verliehen, wie beispielsweise 1960 für die Aufführung des Films „Der Hund, der Herr Bozzi hieß“. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass alle Schüler über diesen wirklich sehenswerten Film (welcher der erste Film für mich war, den ich im Schulunterricht besuchen durfte) über das Streben nach materillen Gütern und das „Teilen lernen“ diskutierten.
Seit 1928 war Leopold Hauer Mitglied des Wiener Künstlerhauses. 1950 wurde Leopold Hauer das erste Mal in einer Einzelausstellung im Künstlerhaus Wien präsentiert. 1960 gründete er zusammen mit seiner Tochter Christa Hauer-Fruhmann und seinem Schwiegersohn Johann Fruhmann die Galerie im Griechenbeisl.
Erhaltene Ehrungen und Auszeichnungen:
Werke von Leopold Hauer befinden sich u.a. in Wien im Leopold Museum, in der Albertina, der Österreichische Galerie Belvedere, dem Österreichisches Museum für Volkskunde, in St. Pölten im Museum Niederösterreich, in Linz im Lentos-Museum, in Innsbruck im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at
Quellen:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40
Leopold Hauer, Verlag Niederösterreichisches Presshaus, 1987, ISBN 3 85326 825 0