egner Marie, bauerngarten in der Wachau, ÖL LW, 1900, 48,7x71,4, zVfg. Galerie Kovacek u. Zetter - Kopie
Marie Egner
29. Oktober 2018
Leopold Hauer
10. März 2019

Prof. Slama Vicotor Theodor

Slama Viktor

 

Slama Vicotor Theodor

(1890 – 1973)

Der österreichische Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Drehbuchautor, Filmproduzent, und Organisator zahlreicher Ausstellungen, Victor Theodor Slama ist am 26. Oktober 1890 in Wien geboren und am 1. Dezember 1973 in Wien gestorben. Er war mit Elisabeth Slama geb. Schenker verheiratet (von der er später geschieden wurde) und hatte drei Kinder.
Victor Slama, dessen Vater Hieronymus Slama Heizer im Parlament in Wien war, wuchs in armen Verhältnissen auf. Er besuchte die Volks- und Unterrealschule in Wien. Nachdem er verschiedene private Malschulen besucht hatte, unternahm er einige Studienreisen und absolvierte Fortbildungskurse im In- und Ausland u.a. in Griechenland und Russland.

Slama Victor, Gedenktafel Madersperger Josef, 1030 Wien, Landstraßer Hauptstraße 173-175_3
Foto: Oberhofer Willi

Im 1. Weltkrieg kam Victor Theodor Slama im Mai 1915 als Infanterist an die italienische Front. Dort erkrankte er an der Ruhr. Nach seiner Genesung übernahm er im Juni 1916 die Leitung der vom Roten Kreuz veranstalteten kunstgewerblichen Umschulungskurse für invalide und rekonvaleszente Heeresangehörige. Diese Stellung behielt er bis zum Ende des Krieges und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.


Nach dem Ersten Weltkrieg begann Victor Slama als Volontär in einer Druckerei zu arbeiten, wo er die Drucktechnik und das Reproduktionswesen erlernte, um danach als Gebrauchsgrafiker arbeiteten zu können. Berichte über seine künstlerische Tätigkeit und Reproduktionen seiner Arbeiten erschienen damals in den Zeitschriften „Gebrauchsgraphik“ und „Contrast“. Auch Briefmarken wurden von Victor Slama gestaltet, wie beispielsweise jene zum Tag der Briefmarke im Jahr 1951.

Foto: BV Archiv

Die politische Entwicklung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab sozialistischen Ideen, insbesondere jene einer sozial gerechteren Gesellschaft, enormen Auftrieb. Naheliegend war daher, mit Plakaten diese Visionen zu verbreiten. In Wien gab es damals zahlreiche Anschlagflächen, welche von der Politik, der Wirtschaft und der Unterhaltungsindustrie so häufig bestückt wurden, dass ein eigenständiger Beruf, nämlich der des „Gebrauchsgraphikers“, entstand. Unter ihnen war Victor Theodor Slama. Slama, war offensichtlich zu tiefst davon überzeugt, dass die Plakatkunst das Ausdrucksmittel jener Zeit schlechthin war, denn er formulierte die Bedeutung des Plakats mit den Worten:

eine gute Plakatwand bedeutet eine Steigerung des Lebensgefühls für die Großstädter und man kann mit Fug und Recht von einer „Galerie des Volkes“ sprechen. Keine Kunstausstellung, kein Bildermuseum besitzt den Wirkungsradius einer Plakatwand! Alle Ismen haben ihren Niederschlag auf den Plakatwänden und so den Weg in die breite Masse gefunden, aber nicht in Form einer leeren Anwendung, sondern in den meisten Fällen war es das Plakat, welches die Existenzberechtigung der verschiedenen Ismen unter Beweis gestellt hat. * „Die Österreichische Plakatkunst der 1920er Jahre“ von Bianca Hawel, Seite 5-6.


Obwohl Victor Slama für die Darstellung von Alltagssorgen und die Nöte kleiner Leute auch treffende Ausdrucksweisen fand, dürften er politische Themen bevorzug haben. Er wandte sich jedenfalls vermehrt dem politischen Plakat zu, das – als relativ neues Genre innerhalb der Plakatkunst – viele neue Chancen bot.

Victor Slama übernahm anlässlich der Nationalratswahlen 1923 die Gestaltung von Wahlplakaten für die sozialdemokratische Partei, für welche er in der Folge zahlreiche aufsehenerregende Plakate entwarf.

Im Jahr 1928 entwarf Victor Slama für die Reichstagswahl unter dem Pseudonym A. Malsov 18 Plakate für die KPD.

Man hat den Eindruck, dass ihm die Mimik der dargestellten Personen für die Plakate enorm wichtig war, denn Viktor Slama bediente sich zahlreicher Ausdrucksmittel dafür. Nicht selten fordern die dargestellten Personen durch ihre Augen oder durch spezielle Gesten den Betrachter heraus in einen Diskurs mit ihnen zu treten. Ein wesentlicher Teil der Werbung, nämlich jener der die Wirksamkeit derselben zu sichern versucht, wird dadurch auch tatsächlich erreicht.
Ebenso werbewirksam kann aber auch eine geschickt eingesetzte Farbe sein. Viktor Slama verstand es ausgezeichnet, durch die von ihm gewählte Schriftgestaltung den Text und den bildlichen Inhalt des Plakates in eine besondere Beziehung zu setzen. Dazu verwendete er oft seine eigene markante Handschrift. Seinen häufig in schwarz-weiß gehaltenen Bildern setzte er im Kontrast Worte mit roter Farbe gegenüber. Da auch ein guter Werbeslogan ungeheuer wichtig für ein Werbeplakat ist, legte Slama auch darauf großen Wert.

Foto: BV Archiv


Zur Zeit des Regimes der Nationalsozialisten erhielt Victor Slama zunächst Berufsverbot, wurde dann aber als unbedenkliche eingestuft. Dazu findet sich in seinen Unterlagen der Aktenvermerk vom 16.8.1942 in dem es heißt, dass Slama nicht Mitglied der NSDAP sei und nach Auskunft des Gaupersonalamtes über ihn in politischer Hinsicht nichts Nachteiliges bekannt sei. So durfte er Filmplakate gestalten.
Slama arbeitete mit der Firma Mondial-Film, der Kinobetriebsanstalt GmbH (Kiba) und der Tobis-Sascha Filmindustrie AG zusammen. Er war von diesem Genere fasziniert und versuchte alle Möglichkeiten des Mediums auszuschöpfen, was durch mehrere von ihm stammende Filmszenarien in seinem Nachlass belegt wird. In diesem Artikel kann jedoch aus Platzgründen nicht näher darauf eingegangen werden.


Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Viktor Slama die Leitung der Berufsgruppe Grafik und angewandte Kunst im Landesverband W/NÖ/Bgld. der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs.

1946 wirkte er maßgeblich an der Gestaltung und Umsetzung der antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ im Künstlerhaus mit. Die Ausstellung wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht angeregt. Als Teil einer politischen Aufklärung sollten der breiten Öffentlichkeit die Verbrechen der Nationalsozialisten aufgezeigt werden.


Die “Erste große Kunstausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg“ wurde von der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs im Künstlerhaus, ebenfalls unter tatkräftiger Mithilfe von Victor Slama organisiert. Ich habe darüber in den BV-Informationen 2/2017 ausführlich berichtet. Fotos von den Ausstellungen belegen, dass Victor Slama nicht nur organisierte, sondern bei der Ausrichtung einer Ausstellung auch tatkräftig zupackte.

Victor Slama beim Ausrichten der “Ersten großen Kunstausstellung nach dem 2. Weltkrieg”
Foto: BV-Archiv


Ende 1948 wirkte Slama maßgeblich an der Ausstellung „Wien 1848” mit. Davor organisierte er im selben Jahr im Künstlerhaus erfolgreich die “Internationale Plakatausstellung”, doch kam es dabei mit dem Künstlerhaus zu etlichen Unstimmigkeiten.

Victor Slama war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs und in der Sezession, zeitweise auch in der Kunstgemeinschaft und dem Bund der Gebrauchsgraphiker.

Sein Werk wurde schon zu seinen Lebzeiten geschätzt. So finden sich in einem Schreiben der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs am 23.8.1948 an Victor Slama die lobenden Worte:

„Es wäre nicht nur undankbar, sondern zugleich auch unverständlich, wenn das Präsidium der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs die Eröffnung der internationalen Plakatausstellung vorüber gehen ließe, ohne dir, lieber Professor Slama für die hervorragende Durchführung dieser Veranstaltung die volle Zustimmung und den herzlichsten Dank auszusprechen.
Wir müssen ganz und voll anerkennen, dass durch deine intensive Tätigkeit im Interesse der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs diese an künstlerischen und sozialen Einfluss gewinnt und dadurch ihren wichtigen Aufgaben immer mehr gerecht wird.“



Erhaltene Ehrungen:

Der Künstler war bis 1970 als Gebrauchsgrafiker tätig. Er starb am 1. Dezember 1973. Victor Theodor Slamas ehrenhalber gewidmete Grabstelle befindet sich in den Urnenarkaden der Feuerhalle Simmering.


Berthild Zierl

Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at



Quelle:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40
Bernhard Denscher, Von der Sinnlichkeit der roten Farbe. Victor Theodor Slama. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 199
Die Österreichische Plakatkunst der 1920er Jahre, Diplomarbeit von Bianca Hawel, 2008, othes.univie.ac.at/807/1/07-09-2008_9903010.pdf
http://www.austrianposters.at/2010/05/25/victor-th-slama-versuch-einer-einordnung