Carry Hauser
23. Februar 2016
Michael Powolny
24. Februar 2016

Josef Engelhart

hier name des Künstlers

Josef Engelhart

(1864-1941)

 

Josef Engelhart ist am 19. August 1864 in Wien geboren und am 19. Dezember 1941 in Wien gestorben.

Mit Josef Engelhart möchte ich Ihnen einen verstorbenen Künstler der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs vorstellen, dem es hervorragend gelang Charakteristiken von Personen und deren Umgebung einzufangen und darzustellen. Facettenreiche Stimmungen und das Milieu von Wien und seiner Bevölkerung wurden von Josef Engelhart – der selber sagte, er wolle Charaktere in verschiedenen Lebenslagen darstellen:

Kultur abbilden, das moderne Leben mit allen Feinheiten der Farbe und Form“

in eindrucksvollen Gemälden und Skulpturen wiedergegeben. (1), Seite 35.

Heute ist der Maler, Grafiker und Bildhauer Josef Engelhart leider ein weitgehend unbekannter Künstler. Um 1900 war er nicht nur einer der erfolgreichsten österreichischen Maler, sondern auch zusammen mit Gustav Klimt und Carl Moll Initiator zur Gründung der Wiener Sezession, deren internationale Ausrichtung Engelhart wesentlich vorantrieb.

Engelharts Vater erkannte das künstlerisches Talent seines Sohnes schon mit neun Jahren, als dieser einen galoppierendes Pferd nach einer Vorlage so getreu kopierte, dass man die Zeichnung kaum vom Original unterscheiden konnte. (1), Seite 12

Dennoch musste Josef Engelhart erst einmal die Matura machen und danach auf Wunsch seiner Eltern an der Technische Hochschule studieren. Nachdem Josef Engelhart an einem Zeichenwettbewerb der Akademie teilgenommen und gewonnen hatte, durfte er jedoch im Jahr 1882 an die Akademie der bildenden Künste in Wien wechseln und ab 1883 bis 1887 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei den Professoren Gabriel von Hackl, Johann Caspar Herterich und Ludwig Löfftz studieren.

Nach Abschluss des Studiums reiste Engelhart zum ersten Mal nach Italien.

Venedig rief in mir einen überwältigenden Eindruck hervor und versetzte mich in einen Taumel von Freude und Bewunderung. Hier sah ich zum ersten Male italienische Meisterwerke an Ort und Stelle, begriff ihren Zweck und nahm ihre Schönheit begierig in mich auf“ . (1), Seite 31


Zuhause in Wien Erdberg (damals noch Vorstadt) begann er Bilder über das Wiener Volksleben zu malen, Verkäufer am Naschmarkt, Schuhputzer, fesche Kräutlerinnen, Wäschermädel, Strizzis und leichte Damen – charakteristische Wiener Figuren.

Um die zu malenden Personen als Modelle zu gewinnen musste er sie freundschaftlich behandeln, mit Ihnen zum Heurigen gehen usw. Wie seinen Darstellungen zu entnehmen ist, war Engelhart ein recht geselliger Mensch, der sich mit allen Leuten gerne unterhielt. Daneben porträtierte er Persönlichkeiten wie den Bürgermeister Dr. Karl Lueger am Totenbett, den Komiker Blasel oder den Schauspieler Alexander Girardi.

Neben der Malerei beschäftigte Engelhart sich auch mit anderen Kunstgattungen, u.a. der Bildhauerei, kunstgewerblichen Arbeiten, dem Anfertigen von Intarsien oder der Technik des Radierens. So fertigte er z.B. für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Entwürfe für Stollwerck-Sammelbilder an. Von den Engelhartschen Skulpturen kann man im öffentlichen Raum in Wien heut noch u.a. den Karl-Borromäus-Brunnen im 3. Bezirk in Wien und das Waldmüllerdenkmal im Rathauspark im 1. Bezirk in Wien sehen.

Ein Sucher und Allesversucher in allen Stoffen und Manieren“,

beschrieb ihn der Kunstkritiker Ludwig Hevesi später einmal.
1887 schloss sich Josef Engelhart der Hagengesellschaft (späterer Hagenbund) an. Im Jahr 1888 wurde der Künstler in die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, die damals noch Genossenschaft bildender Künstler Wiens hieß, aufgenommen. Bei der internationalen Ausstellung im Künstlerhaus in Wien 1888 wurden erstmals auch zwei Bilder von Josef Engelhart „Burgmusik“ (Gouache) und „Ein Pülcher“ (Pastell, heute im Besitz des Belvedere in Wien) ausgestellt.

Heute sind Engelharts Bilder wie u.a. jenes des Pülcher, in dem Engelhart nahezu analytisch die Physiognomie des frierenden Burschen, welcher trotzdem cool eine dünne Zigarre zwischen den Zähnen hält, aufgrund ihrer Detailgenauigkeit auch wunderbare Zeugnisse jener Zeit. Die Werke sind wegen der lebensvollen Realistik kulturhistorisch sehr wertvoll und machen Josef Engelhart damit zu einem der bedeutendsten Maler der Wiener Lokalszene im beginnenden 20. Jahrhundert.
1891/92 ging Engelhart nach Paris, wo er nicht nur die damaligen neuen Kunstströmungen Impressionismus mit allen seinen Verzweigungen studierte sondern auch mit bedeutenden Malern wie Eugen Jettel, dem ungarischen Maler Munkácsy, Eduard Charlemont oder mit Henri Toulouse-Lautrec zusammen kam. Das Hauptaugenmerk richtete Engelhart nun auf die Farben und malte Straßenbilder, Cafeszenen, Landschaftsbilder und Akte im Freien. Mehrere seiner Werke wurden in der Sociéte Nationale des Beaux Arts ausstellte.

Bevor Josef Engelhart nach Wien zurückkehrte reiste er noch nach Spanien, kam dort u.a. mit der arabischen Baukunst in Kontakt und mit dem Stierkampf, der ihm trotz des malerischen Anblicks der Arena wegen seiner Grausamkeit jeden künstlerischen Genuss verleidete. Dafür war Engelhart ganz begeistert vom Prado und von der großen Anzahl an Kunstwerken, welche er in Madrid sehen konnte. Am meisten begeisterte Josef Engelhart das Bild „Venus mit Orgelspieler, Amor und Hund“ von Tizian. Um eine Erinnerung an all die kostbaren Werke zu erhalten kopierte er einen Zwerg Philipps IV von Diego Velasquez (1599–1660).


Zurück in Wien malte Engelhart 1893 das Bild „Kirschenpflückerin“, welches ein nacktes Mädchen unter Bäumen im wechselnden Sonnenlicht darstellte und wollte es in der Aquarellausstellung im Künstlerhaus auszustellen. Das Werk wurde aus Rücksicht auf Konventionen abgelehnt. Einige Altersgenossen von Josef Engelhart waren über die Motivierung, welche zur Zurückweisung des Werkes führte so empört, dass darauf hin eine heftige Auseinandersetzung entbrannte.

Beschwichtigungsversuchen wie beispielsweise jene im Brief des Malers Eduard Zetsche (1844 bis 1927) vom 23.11.1893 an Josef Engelhart:

„Ihr Bild stellten wir lediglich aus Rücksicht der Konvention nicht aus, sagen wir, aus Rücksichten für das gerade in diesen Wochen besonders zahlreiche vornehme Frauenpublikum, das man dieser so offenherzig naturalistischen Studie gegenüber nicht in peinliche Verlegenheit bringen wollte“

(1), Seite 64, reichten bei weitem nicht zur Beruhigung aus, denn Josef Engelhart und viele andere vertraten die Ansicht, das die Jury Kunstwerke ihrer Qualität nach zu prüfen habe und nicht eine Art Sittenkommission sei. Außerdem brachte Engelhart vor, dass so eine Zurückweisung aus Gründen, welche nichts mit der Qualität eines Kunstwerkes zu tun hätten, schon mehrmals vorgekommen seien. Engelhart habe von der Jury schon früher zurückgewiesene Werke später auf internationalen Ausstellungen gezeigt und diese hingen nun in der Kollektion Harris in Philadelphia oder der Sammlung Knorr in München.

Die Unterschiede in den Kunstauffassungen spitzten sich zwischen den veralteten und den jungen Anschauung so zu, dass diese zur Abspaltung und letztendlich Gründung einer neuen Künstlervereinigung führten.
Das Bild, welches damals Stein des Anstoßes war, erhielt bei einer späteren internationalen Ausstellung im Künstlerhaus die goldene Medaille, existiert aber leider nicht mehr. Es hing in der Galerie des Grafen Andrassy in Budapest und wurde beim Sturm der Galerie durch die Bolschewiken zerstört.

1895 heiratete Josef Engelhart Dorothea Mautner von Markhof (1875 bis 1967), die Tochter von Karl Ferdinand Mautner Ritter von Markhof.


1896 besprachen Gustav Klimt, Carl Moll und Josef Engelhart zum ersten Mal den Plan, eine neue Künstlervereinigung – die spätere Sezession – zu gründen, da sie zuvor von einer Mitsprache in der Künstlergenossenschaft ausgeschlossen wurden.
Ein Jahr später, 1897, wurde die ttps://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Secession von Wilhelm Bernatzik, Josef Engelhart, Josef Hoffmann, Gustav Klimt, Carl Moll und Josef Olbrich gegründet. Innerhalb der Wiener Sezession war Josef Engelhart als traditioneller Maler ein Gegensatz zu den Stilisten um Gustav Klimt.
Es war der Geschicklichkeit von Carl Moll und den guten Beziehungen von Josef Engelhart zu verdanken, dass im Laufe von einigen Wochen das Kapital für die Gründung der neuen Künstlervereinigung zusammengesammelt wurde. Die neue Vereinigung setzte sich aus Mitgliedern der Künstlergenossenschaft, der Künstlervereinigung „Hagengesellschaft“ (aus der 1900 der Hagenbund hervorging) und des „Siebnerklubs“ zusammen. Der „Siebnerklub“ war eine Vereinigung, welche sich um 1894 aus einer Stammtisch- zu einer Diskussionsrunde entwickelt hatte und junge, mit der Kunstsituation in Wien unzufriedene Talente (u.a. Josef Olbrich, Josef Hoffmann und Gustav Klimt) vereinigte, zusammen.

Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Künstlervereinigung war es am Anfang Künstler aus dem Ausland als Freunde zu gewinnen. Engelhart unternahm deshalb Reisen nach Deutschland, Frankreich, England und Belgien und kam mit Bildhauern wie Rodin, Bartholomé, Lagae und den Malern Besnard, Boldini, Brangwyn, Carrière, Dagnan-Bouveret, Dill, Herterich, Khnopff, Klinger, Lavery, Meunier, Puvis de Chavannes, Raffaeli, Roll, Rops, Sargent, Swan, Uhde, Whistler u.v.m. zusammen, welche bereitwillig ihre Unterstützung anboten.

Die ersten Ausstellungen fanden in angemieteten Räumen der damaligen Gartenbaugesellschaft am Parkring statt.

Zur gleichen Zeit brachten die Sezessionisten die luxuriös ausgestattete Kunstzeitschrift „Ver Sacrum“ heraus. „Ver Sacrum“ erschien in kleiner Auflage anfangs monatlich, ab dem dritten Jahrgang zweimal monatlich und bot eine Vielzahl an Informationen, die durch eine Fülle an Illustrationen und Buchschmuckbeiträgen ergänzt und der Vermittlung und Verbreitung moderner Kunst gewidmet war. Die Zeitschrift enthielt auch literarische Beiträge sowie kunstkritische und kunsthistorische Aufsätze und Mitteilungen.

Bemerken möchte ich an dieser Stelle, dass das Belvedere in Wien ihre Ver Sacrum-Bestände digitalisiert hat, welche unter www.belvedere.at/de/forschung/online abgerufen und angesehen werden können.

1898 wurde die Sezession mit einer Ausstellung, in welcher 528 Werke gezeigt wurden, eröffnet. 70.000 Besucher und verkaufte Werke im Wert von 100.000 Gulden (eine damals ansehnliche Summe) bezeugen ihren großen Erfolg. Von Josef Engelhart war ein Werk mit dem Titel „Der Wind“ zu sehen.
1909 veranstaltete die Sezession eine Einzelausstellung mit 233 Werken von Josef Engelhart. Eine weitere folgte 1919. In den Jahren davor fertigte Josef Engelhart u.a. ein Robert Koch-Denkmal auf der Insel Brioni an, machte für die Weltausstellung in St. Louis Entwürfe für die Wandflächen mit Holzintarsien und fertigte Entwürfe für die Bemalungen von 11 Räumen des Schlosses Kogl im Attergau an, wobei allerdings nur 3 wegen finanzieller Zerwürfnisse fertigstellt wurden.


In den Kriegsjahren 1916 und 1917 war Engelhart als Kriegsmaler in Ostgalizien, in Wolhynien und am Isonzo am Doberdoplateau eingesetzt. Josef Engelhart malte in dieser Zeit mehr als 100 Werke. Die Bilder zeigen das schwere Schicksal der vom Krieg betroffenen Bevölkerung an der Front. Danach malte Engelhart Werke über das Elend in Wien nach der Beendigung des Krieges. Im Jahr darauf trat der Künstler für die Rettung österreichischer Kunstschätze ein.
1917 wurde Josef Engelhart von Kaiser Karl I. der Titel Professor verliehen.


Josef Engelhart, der zu allen Zeiten der realistischen gegenständlichen Malerei verhaftet blieb, trat – nachdem er sich mit den neuesten Strömungen und Entwicklungen in der Kunstszene nicht abfinden konnte – im Jahr 1926 aus der Secession aus.
1935 erlitt er einen schweren Verkehrsunfall, dessen Folgen ihn am künstlerischen Schaffen fortan behinderten.
Am 19. Dezember 1941 verstarb Josef Engelhart in Wien. Er ist auf dem Zentralfriedhof -Eckgruft, Grab 16 H, das von ihm selbst gestaltete wurde – begraben.

Nach dem Künstler wurde die Engelhartgasse (Lainz, Siedlung Lockerwiese) im13. Bezirk in Wien benannt.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen: