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24. Februar 2016

Michael Powolny

Michael Powolny

Michael Powolny

(1871 bis 1954)

Michael Powolny wurde am 18. September 1871 als erstes Kind von Ignaz und Maria Powolny geb. Wuschnig in Judenburg in der Steiermark geboren. Er hatte noch vier Geschwister von denen drei im Kindesalter verstarben. Die Familie war eine traditionelle Handwerkerfamilie, schon der Großvater war Hafner in Beneschau in Südböhmen und der Vater war Hafnermeister in Judenburg. Und so machte Michael Powolny, obwohl er körperlich sehr zart war, eine Hafnerlehre im Betrieb seines Vaters. Mit besonderer Hingabe formte Michael Powolny Kacheln.

Bei Elisabeth Frottier in „Michael Powolny, Keramik und Glas aus Wien 1900 bis 1950“ heißt es dazu:

Dies führt in dem verkaufsorientierten väterlichen Betrieb zu wiederholten Bestrafungen, da es ihn von seiner vorgeschriebenen Arbeit abhält. In diesen Jahren übernimmt er den Leitsatz seines strengen Vaters, der ihn ein Leben lang begleiten wird. „Ein Hafner muss in einem Salonanzug arbeiten können, ohne einen Fleck hineinzubringen.“ (Seite 11).

Als der Vater 1889 starb, musste Michael Powolny die Hafnerausbildung in der Firma Sommerhuber in Steyr in Oberösterreich fortsetzen.

Von 1891 bis 1894 besuchte Powolny die K.K. Fachschule für Tonindustrie in Znaim und von 1894 bis 1901 die Wiener Kunstgewerbeschule. In den letzten zwei Ausbildungsjahren war Prof. Arthur Strasser, der nach „abmodellierter Naturnähe“ verlangte, sein Lehrer. Michael Powolny fand jedoch Gefallen am Gedankengut der Secessionisten Gustav Klimt oder Josef Hoffmann und in der Folge fand die damit verbundene spektakuläre Geschmacksveränderung Niederschlag in seinen Werken. Die nun forcierten Prinzipien von Funktionalität und Materialgerechtigkeit wurden für sein Lebenswerk ebenso bestimmend wie für Powolnys künftige Lehrtätigkeit. ( 1)

1901 wurde Michael Powolny Gründungsmitglied der kunstgewerblichen Vereinigung „Wiener Kunst im Hause“ und arbeitete von 1901 bis 1903 als freischaffender Bildhauer.

1906 gründete er gemeinsam mit Bertold Löffler die Wiener Keramik. Nach einem Jahr wurde der Vertrieb der Erzeugnisse von der Wiener Werkstätte übernommen. 1913 kam es zum Zusammenschluss der Wiener Keramik mit der Gmundner Keramik, der nunmehrigen „Vereinigte Wiener und Gmundner Keramik und Gmundner Tonwarenfabrik Schleiss Gesellschaft mbH“.

Von 1903 bis 1906 war Michael Powolny Assistent von Franz Metzner an der Allgemeinen Modllierabteilung der Kunstgewerbeschule in Wien (Vorläufer der heutigen Hochschule für angewandte Kunst), wo er ab 1909 als Lehrer und von 1912 bis 1936 als Professor lehrte. Aufgrund seiner langen Lehrtätigkeit gelang es vielen seiner Schüler bedeutende Keramiker zu werden.

1913 setzte sich Powolny auch mit der Glaskunst auseinander und entwarf viele Gläser für die Firmen J. &L. Lobmeyr und Johann Lötz‘ Witwe.

Während des Ersten Weltkriegs entwarf Powolny das „Kriegskreuz für Zivilverdienste „ verschiedenen Grades. Dies war die letzte Auszeichnung, die unter Kaiser Franz Josef am 8.2.1916 gestiftet wurde.

Nach dem Zusammenbruch der Österreichischen Monarchie im Jahr 1918 blieb auch Powolny von der Wirtschaftskriese nicht verschont.

Elisabeth Forttier schreibe dazu auf S 16:

Dieses Jahr markiert durch den Tod von Otto Wagner, Gustav Klimt, Egon Schiele, Koloman Moser u.a. auch das Ende des Wiener Sezessionsstils und führte daher zu einer tiefgreifenden stilistischen Zäsur in seinem Schaffen.“

1923 konnte Powolny dann für die neu gegründete Wiener Porzellanmanufaktur „Augarten“ arbeiten. Seine Figuren und Gefäße wurden erfolgreiche „Augarten-Modelle“.

Das Motiv des Puttos spielte bei Michael Powolny immer eine große Rolle und wird heute oft mit seinem Namen in Verbindung gebracht.

Über Putto-Steinfigur kann eine kleine Geschichte am Rande berichtet werden. Die Figur – ein Geschenk von Michael Powolny an Josef Hoffmann anlässlich eines runden Geburtstags wurde von diesem, da sie sehr schwer war, vorläufig in einem Verkaufsraum für Mode, in einem Geschäft, welches sich im selben Haus wie die „Österreichischen Werkstätten“ in der Kärntnerstraße befand und wo auch die Feier stattfand, deponiert. Dort blieb der Putto mit Umhang aus Stein längere Zeit stehen, machte sich gut als Dekoration und als die Besitzerin in den Ruhestand ging, wollte sie sich nicht mehr von der Figur, an die sie sich seit Jahren gewöhnt hatte, trennen. Josef Hoffmann, der auf die Figur vergessen hatte, wollte sie der Dame nach so langer Zeit nun auch nicht mehr weg nehmen und überließ sie ihr als Abschiedsgeschenk. (Quelle: Wiener Sammler)

In den 1930er Jahren wendete sich Michael Powolny vermehrt großformatigen plastischen Arbeiten in Bronze, Keramik, Eisen etc. zu. Seine Themen waren vorwiegend Frauenfiguren, Porträtbüsten und -reliefs, Werke für den sakralen Bereich und Tierdarstellungen. 1939 bekam Powolny den Auftrag für die Schönbrunner Wagenburg lebensgroße Pferdefiguren zu gestalten. Er lieferte die Modelle von zwei verschiedenen Pferderassen, die mehrfach ausgeformt wurden. Zwei Lipizzanerplastiken befinden sich heute in der Nähe des Büros der Berufsvereinigung, in den Schauräumen der Wagenburg im Schloss Schönbrunn.

Von 1936 bis 1939 war Michael Powolny Lehrer an der Wiener Frauenakademie.

Im Jahr 1942 heiratete Powolny die fast 30 Jahre jüngere Kabarettistin Stefanie Loeff geb. Gneist, mit der er die letzten Jahre zurückgezogen in seinem Haus in Perchtoldsdorf verbrachte.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Michael Powolny weiterhin künstlerisch tätig, war jedoch räumlich eingeschränkt, da sein Atelier durch einen Bombentreffer zerstört wurde. Der Künstler konzentrierte sich daher mehr auf kleinkeramische Objekte.


Michael Powolny war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, im Hagenbund, dem Künstlerverband Österreichischer Bildhauer, dem Deutschen Werkbund, der Wiener Sezession, des Wiener Künstlerhauses.

 

Ehrungen:

  • 1900 Erster Preis im Bewerb für Plastik beim Weihnachtswettbewerb der Kunstgewerbeschule
  • 1925 Diplom d’Honneur Paris,
  • 1933 Staatspreismedaille
  • 1935 Grand Prix Brüssel
  • 1936 Alfred-Roller-Preis
  • 1951 Ehrenmedaille der Stadt Wien und Ehrenmitglied der Akademie für angewandte Kunst, Wien

Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen: