Nach Abschluss einer technischen Lehre entschloss sich der am 4. April 1915 geborene Hans Robert Pippal Maler zu werden. Nach einer weitgehend autodidakten Ausbildung wurde Pippal durch den Kunsthändler Benno Moser und den Dichter Hans Kühn in seinem Vorhaben Maler zu werden unterstützt, indem sie Pippal einen Kellerraum als Atelier zur Verfügung stellten und den Künstler durch Ankäufe seiner Werke förderten. In den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts hatte Hans Robert Pippal Kontakt zu den damals bereits etablierten Künstlern Oskar Laske, Josef Dobrowsky, Sergius Pauser und Ludwig Heinrich Jungnickel, welche alle ebenfalls Mitglieder der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs waren.
1936 und 1938 konnte Hans Robert Pippal sich an Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus beteiligen.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges endete vorläufig Pippals so hoffnungsvoll begonnene Künstlerlaufbahn.
Im August 1939 wurde Hans Robert Pippal zum Militärdienst einberufen. 1943 kehrte der Künstler schwer verwundet nach Wien zurück. Im selben Jahr lernte Hans Robert Pippal die Architektin Eugenie Kottnig kennen, nahm seine künstlerische Tätigkeit wieder auf und heiratete. Zusammen mit seiner Gattin Eugenie Pippal-Kottnig führte Pippal später große Bauprojekte des Wiener Wohnbaues aus.
Die Eltern waren ein gutes Team, sie teilten sich das Atelier; die Mutter war für die architektonischen Belange und der Vater für das Künstlerische zuständig,
teilt die Tochter Martina Pippal (Univ.-Prof. Dr. Martina Pippal ist Kunsthistorikerin und eine großartige Künstlerin) mit. In ihrem Buch „Wie im Zirkus. Erinnerungen eines Künstlerkindes“ berichtet Martina Pippal weiter, dass die Eltern sich trotz der vielen Arbeit immer liebevoll um die Tochter gekümmert haben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch Martina Pippal eine künstlerische Laufbahn einschlug. Nähere Informationen über Martina Pippal findet man unter: www.martinapippal.at.
Studienreisen führten Hans Robert Pippal u.a. nach Italien, Frankreich, Spanien, Holland, Schweden, Norwegen, England und in die USA und beeinflussten nachhaltig die Arbeiten des Künstlers.
1947 eröffnete Josef Hoffmann die damals zum Teil wieder aufgebaute Wiener Secession mit einer Einzelausstellung Hans Robert Pippals. Damit wurde Pippals Werk erstmals einem breiten Publikum in Wien gezeigt.
Einen wesentlichen Teil des Œuvre von Hans Robert Pippal stellen seine malerischen Ausschnitte von Stadtansichten dar, welche gerade durch die zeichnerische Leichtigkeit mit dem Pinsel wunderbar jene Atmosphären einfingen, die für die jeweiligen Gegenden charakteristisch waren.
Heute ist Hans Robert Pippal vielen durch seine Bilder von Wien bekannt. Wiens Straßen und Plätze zu allen Jahreszeiten wurden von Pippal in Öl, Pastell und Aquarell festgehalten.
Ich möchte an dieser Stelle auch auf seine Liebe zum Detail und die ausgewogene Bildkomposition hinweisen. Betrachtet man beispielsweise ein einfaches Stillleben wie das Bild „Stillleben mit Fischen und Bananen“ aus dem Jahr 1953, eines von Pippals frühen Werke, genauer erkennt man, dass die Malweise kubistische und fauvistische Einflüsse hat, doch Hans Robert Pippal einigen Objekten eine deutlichere Plastizität zukommen ließ, als es in den erwähnten Stilrichtungen üblich war. Insgesamt sind alle Gegenstände im Bild so ausgewogen konzipiert, dass man keinen davon entfernen möchte. Im unteren Bildteil sehen wir von der einen zur anderen Seite verlaufend eine Ablagefläche, auf welcher eine Zierdecke liegt und auf welcher zwei Gefäße stehen, eines davon beschädigt mit ausgebrochener Scherbe rechts danebenliegend. Ins obere Sichtfeld des Bildes hängen an Schnüren befestigt Früchte und Fische herab. Die Fische sind ausgenommen, zumindest jener Fisch, welcher äußerst rechts hängt. Eine wunderbar abstrahierte, zwischen spontaner Geste und kompositorischem Kalkül changierende, Malerei.
Hans Robert Pippal hinterließ ein vielschichtiges Werk. Das Gesamtwerk des Künstlers ist – grob umrissen ohne auf einzelne Stilrichtungen näher einzugehen – von der klassischen Moderne geprägt und trägt dennoch über die Jahrzehnte hinweg eine eigene, unverkennbare Handschrift.
Pippals Gesamtwerk umfasst Malereien und Grafiken (Porträts, Stillleben, Landschafts- und religiöse Tafelbilder) und darüber hinaus auch Illustrationen (z. B für das „Österreichbuch“ (Ernst Marboe Hg., 1. Aufl. Wien 1948), fast 200 Bucheinbände, Webarbeiten und Mosaike.
Während Hans Robert Pippal in seiner Malerei stets der gegenständlichen Kunst verpflichtet blieb, setzte er in der angewandten Kunst auch abstrakte Gestaltungselemente ein. So ist beispielsweise für die großformatigen Wandteppiche, die von der Wiener Gobelinmanufaktur in Tuftingtechnik ausgeführt wurden, die ab den 1940er Jahren in graphischen Arbeiten erprobte spätkubistisch-abstrahierende Gestaltungsweise typisch.
Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang, um die Vielfältigkeit des künstlerischen Schaffens von Hans Robert Pippal nochmals zu betonen, zwei Mosaik-Plafonds für das 1955 wiedereröffnete Wiener Burgtheater und Mosaike an zahlreichen Wiener Gemeindebauten (u.a. mehrere Mosaike aus Muralitglas auf den Gebäuden des Karl-Panek-Hofs im 19. Bezirks in Wien, Schmid-Hof, Leipziger Straße 40, 1200 Wien, Henri Dunant-Stele, ein Glasmosaik in der Dunantgasse in Wien-Floridsdorf, Mosaik-Objekt mit Denkmalschutz in Wien-Donaustadt , sowie den Entwurf des Gobelins „Staatsvertrag“, der im Jahr 1959 als österreichisches Staatsgeschenk zum Dank für den 1955 unterzeichneten Staatsvertrag feierlich an Präsident Dwight D. Eisenhower im Weißen Haus in Washington D.C. übergeben wurde.
Unter Wissenswertes über die Wappensäle im Rathaus finden wir unter http://www.wien.gv.at folgende Sätze:
Ihr heutiges Aussehen erhielten die beiden Wappensäle in den 60er-Jahren, nachdem das städtische Waffenmuseum ins Historische Museum der Stadt Wien umgesiedelt war. Hans Robert Pippal gestaltete damals Wappentücher für die neun Bundesländer (Kleiner Wappensaal) und ihre Landeshauptstädte (Großer Wappensaal). Auch St. Pölten, die jüngste Landeshauptstadt, hat hier ein Wappentuch von Hans Robert Pippal erhalten.
Hans Robert Pippal war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs und der Wiener Secession.
Auszeichnungen
Hans Robert Pippal starb am 6. November 1998 und ist am Döblinger Friedhof in einem ehrenhalber gewidmetem Grab (Gruppe 6, Reihe 1, Nr. 10) begraben.
2008 erschien eine österreichische Sondermarke der Post nach dem Werk „Mädchenbildnis – Martina“ von Hans Robert Pippal.
Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
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Quellen: