Helene Funke
Die Malerin und Graphikerin Helene Funke, geb. am 3.9.1869 in Chemnitz/Sachsen, gestorben 31.07.1957in Wien, ist eine jener Künstlerinnen, deren Lebenswerk bis heute nicht ihrem Wirken entsprechend gewürdigt wird. Umso erfreulicher ist es, dass die Werke von Helene Funke gegenwärtig bei Auktionen erstaunlich hohe Preise erzielten.
Da viele persönliche Unterlagen von Helene Funke verschollen sind, ist auch ihre Biografie sehr lückenhaft.
Die Familie der Künstlerin war gut situiert. Ihr Vater, Hermann Funke, war Kaufmann in der Chemnitzer Strumpfwirkerei, ihre Mutter, Auguste Amalie Eleonore Helene Maria Freiin d’Orville von Löwenclau, stammte aus flämisch-französischem Adel. Die Familie hatte vier Söhne und eine Tochter.
In München erhielt Helene Funke an der Malschule von Friedrich Fehr und bei Angelo Jank an der Münchner Damenakademie des Künstlerinnenvereins ihre künstlerische Ausbildung.
Von 1905 bis 1913 lebte sie in Paris und Südfrankreich. Dort setzte sie sich mit dem Impressionismus und dem französischen Fauvismus auseinander.
Rasch wechselte sie von der bisher gewohnten, traditionellen Hell-Dunkel-Malerei in bräunlichen Tönen zu leuchtenden Farben. Auch ihre Themenauswahl wie „Badende“, „tanzende Paare“, „Szenen der Großstadt“ und farbgewaltige Landschaftsbilder entsprachen genauso dem damaligen Zeitgeist, wie ihre Aufenthalte zu Studienzwecken in der Bretagne, der Normandie und an der Côte d’Azur.
Zwischen 1905-1913 stellte sie gemeinsam mit namhaften Malerkollegen wie Henri Matisse, Georges Braque und Maurice de Vlaminck aus.
1913 zog sie nach Wien und konnte sich schon bald etablieren. Sie schloss sich der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs an und konnte sich (in der sonst männerdominierten Kunstwelt) an Ausstellungen beteiligen.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren ihre Bilder auf namhaften Ausstellungen vertreten, u.a. im Pariser Salon des Indépendants, im Salon d’Automne in Paris und der Wiener Sezession. Die Liljevalch Konsthall in Stockholm widmet ihr 1917 als einziger Künstlerin einen ganzen Ausstellungsraum.
In renommierten Zeitschriften wurden ihre Werke einerseits von unterschiedlichen Kunstkritikern gelobt und andererseits ihr Malstil herablassend, beispielsweise als „maurermäßig derb“ bezeichnet. So kann man u.a. in der Datenbank zur Geschichte des Landes Niederösterreich im Personenlexikon (http://geschichte.landesmuseum.net) lesen:
„Funkes Kritiker waren in zwei Lager gespalteten: die glühenden Verehrer ihrer Kunst und jene, die für ihr Œuvre nur Verachtung übrig hatten.“
1920 wurde ihr Werk „Musik“ durch den Staat Österreich angekauft.
1928 erhielt sie – als zweite Frau in der Geschichte – für ihr Werk „Tobias und der Engel“, ein in Öl auf Leinwand gemalte Bild, den österreichischen Staatspreis. Das Werk befindet sich heute in den „Kunstsammlungen Chemnitz“ im König-Albert-Museum in Chemnitz.
Bis 1934 stellte sie ihre Werke regelmäßig bei Gemeinschaftsausstellungen des Hagenbundes, der Bewegung der Kunstschaugruppe, der Vereinigung bildender Künstlerinnen und der Wiener Frauenkunst aus. Daneben waren ihre Werke schon seit 1904 in München, Berlin, Dresden und Chemnitz zu sehen.
Später machte ihr dann ein Augenleiden sehr zu schaffen und ihre Werke verkauften sich aufgrund der allgemeinen Kriese sehr schleppend.
1948 fand eine letzte große Präsentation ihrer Werke in der Galerie Welz statt.
Im Jahr 1955 wurde ihr der Professorentitel verliehen und zwei Jahre später, im Jahr 1957, starb sie, zurückgezogen und verarmt, in Wien.
Ihr Leben und ihre Arbeit konfrontierte mit den neuen kunsthistorischen Strömungen des ausklingenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihre Werke sind daher mit den neuen kunsthistorischen Strömungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vom Spätimpressionismus, Fauvismus und Klassischer Moderne geprägt; ihre Motive sind häufig frauenbezogen und nehmen eine wesentliche Rolle in ihrem Schaffen ein.
Helene Funke habe oftmals im Laufe ihrer künstlerischen Karriere auch mit der Benachteiligung gegenüber ihren männlichen Künstlerkollegen zu kämpfen gehabt, wird im Kunstkatalog „Ansichtssache“ berichtet. Deshalb habe sie sich auch schon früh für „gleiche Rechte von Frauen“ eingesetzt.
„Ihr moderner, von den Fauves beeinflusster Stil sorgt für Aufsehen und wird von den österreichischen Künstlerkolleginnen als Zeichen des Fortschritts geschätzt“,
heißt es weiter.
Die Frauen in den Gemälden von Helene Funke erscheinen sehr selbstbewusst.
Obwohl Helene Funke schon zu Lebzeiten erfolgreich war, war es sehr viele Jahre lang still um die Künstlerin und es schien schon, als würde sie das selbe Schicksal erleiden, wie viele ausgezeichnete Künstlerinnen und Künstler, welchen aus unerfindlichen Gründen nicht jene Achtung von der Nachwelt zukommt, welche ihnen gebühren würde.
Erst als im Jahr 2007 (50 Jahre nach ihrem Tod) widmete das LENTOS Kunstmuseum in Linz Helene Funke eine große Retrospektive. Mit dieser Retrospektive wurde Helene Funke als eine wichtige österreichische Künstlerinnen der Zwischenkriegszeit wiederentdeckt.
Werke von Helene Funke befinden sich heute u.a. in Wien in der Österreichischen Galerie im Belvedere, in der Albertina, im Leopold Museum Wien, im Wien Museum, in den Sammlungen der Universität für angewandte Kunst, der Artothek – Bundesministerium für Unterricht und Kunst, im Niederösterreichischen Landesmuseum, im LENTOS Kunstmuseum in Linz, in den Kunstsammlungen Chemnitz und im British Museum in London.
Große Teile ihrer Werke sind jedoch verbrannt, zerstört oder verschollen.
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
Bitte beachten Sie, dass verlinkte Seiten im Internet u. U. häufig verändert werden und dass Sie die sachliche Richtigkeit der dort angebotenen Informationen selbst überprüfen müssen.
Quellen:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Helene Funke, Katalog Lentos-Kunstmuseum Linz, Verleger: Nürnberg, Verlag für Moderne, 2007
Die Malerin Helene Funke von Bucher Sigrid, Verleger: Edition Sonnberg, 2007,Kunstkatalog Ansichtsache, Kunsthandel Widder, 2011, ISBN 978-3-99028-022-5
http://geschichte.landesmuseum.net, Zugriff 11.12.2012
www.fraueninbewegung.onb.ac.at, Zugriff 11.12.2012
www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/helene-funke, Zugriff 11.12.2012
http://diestandard.at, 11.12.2012
http://www.hieke-art.com, Zugriff 1.2.2013