Prof. Oskar Gawell
(1888 bis 1955)
Oskar Gawell wurde am 19. Februar 1888 in Chawlodno geboren. Chawlodno, heute in Polen gelegen, gehörte damals zu Preußen (Provinz Posen).
Oskar Gawells Werk ist vor allem in der Genre– und Landschaftsmalerei angesiedelt; seine bevorzugten Motive waren Seen, Boote und Häuser. Seine naturlyrischen Landschaften stehen in der Tradition der Malerei der Künstlervereinigung „Brücke“ nahe, jedoch farblich meistens etwas zurückhaltender.
Garwells Hauptschaffensperiode fällt in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Am Anfang waren seine Werke meist in erdigen Farbtönen bis hin zu goldbraun gehalten. Erst in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wechselte er zu starker Farbigkeit und die Linie trat nun – ganz im Sinne des deutschen Expressionismus – als bestimmender Kompositionswert hervor.
Die künstlerische Ausbildung erhielt Oskar Gawell von 1909 bis 1912 an den Akademien in Breslau und Weimar und von 1913 bis 1914 in Berlin als Schüler von Lovis Corinth.
Bei der ersten Ausstellung der Freien Secession Berlin im Jahr 1914 waren seine Werke neben heute jedermann bekannten Künstlern wie u.a. Max Oppenheimer, Max Pechstein, Pablo Picasso, Camille Pissarro zu sehen. In dieser Zeit hatte er auch engen Kontakt zu den Künstlern der Künstlervereinigung „Brücke“.
Mit Marc Chagall und Karl Hofer verband in eine lange Freundschaft.
Von Weimar aus unternahm er in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrmals Malaufenthalte in die Künstlerkolonie Nidden an der Kurischen Nehrung.
Die alten hölzernen Fischerhäuser mit verzierten Giebeln zwischen denen Obstbäume, Phlox, Malven und Dahlien blühen, zogen damals und ziehen heute noch viele Urlauber an.
Auf einer Studienreise in Nida und Umgebung konnte ich selber gut nachvollziehen, dass KünstlerInnen des nahe gelegenen Königsbergs, aber auch MalerInnen der Berliner und Dresdener Sezession gerne dorthin kamen. In der Künstlerkolonie (einem einzigen, große Freiluftatelier) auch „Sandakademie“ genannt, versammelte der Gastwirt Hermann Blode in seinem, Gasthof KünstlerInnen um sich und diese malten die Motive, die auf der Nehrung zu finden waren: die Ostseeküste, Kurenkähne, Fischerhäuser und die Bewohner der Gegend.
Heute existiert vieles von damals leider nicht mehr und was noch vorhanden ist, ist im Verschwinden begriffen. Die häufig gemalten Kurenkähne gibt es nicht mehr, die Fischerhäuser und Schuppen aus Holz, welche früher ein Zeichen von Urtümlichkeit waren und wie die Bilder von früher beweisen, äußerst malerisch waren, wichen moderneren Bauten und die Hohe Düne, welche auf den damaligen Werken strahlend gelb und silbrig den mystischen Charakter als „Sahara-Landschaft“ zeigt, ist in großen Teilen zum Schutz der Landschaft heute bewachsen und begrünt.
Jenes Nidden, das früher die Künstler von weit her an sich zog existiert aber Gott sei Dank noch in den Werken der Künstler – auch in jenen von Oskar Gawell – weiter.
Oskar Gawell war u.a. mit Oskar Kokoschka befreundet und stellte 1927 zusammen mit Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff aus.
1929 reiste er mit dem Schiff von Holland nach Algier und von Königsberg nach Finnland. 1931 hielt er in sich in den malerischen Masuren auf. Es folgten Studienreisen nach Belgien, Spanien, Rumänien und Italien. Jeder Aufenthalt im Ausland hatte Einfluss auf seine Werke. Nach seinem Italienaufenthalt änderte sich sein Malstil – vermehrt auf Linie betont, was zu jener Zeit avantgardistisch war.
Bruno E. Werner schreibt dazu in „Die Kunst für alle, Seite 196“:
“Seine Aquarelle verdienen es, aus der Überzahl italienischer Bilder, die deutsche Maler in den letzten Jahren dargestellt haben, herausgehoben zu werden.“
Und bei Margareta Sandhofer liest man in der Onlinezeitung „Artmagazin vom Okt. 2009“ im Bericht „Oskar Gawell – Die Familie des Fischers“:
„Die verschiedenen Einflüsse, mit welchen er sich bewusst auseinandersetzte, haben seine Kunst zu einer sehr eigenständigen gehaltvollen Charakteristik geformt.“
Oskar Gawell war Professor an der Städtischen Kunstschule in Berlin. Mit dem Umschwenken der Kulturpolitik durch die Nationalsozialisten blieb auch Oskar Gawell nicht verschont. 1937 musste er die Lehrtätigkeit aufgeben.
1938 zog er dann nach Wien.
1947 erhielt er dann die Österreichische Staatsbürgerschaft .
Oskar Gawell erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen u.a.
1926 den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg.
1949 wurde ihm der Professorentitel der Wiener Akademie verliehen.
Gawell war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreich, des Deutschen Künstlerbundes und der Berliner Secession und der Wiener Secession.
Er verstarb nach einem schweren Unfall am 14. März 1955 in Wien und ist auf dem Neustifter Friedhof begraben.
Heute sind Gawells Werke unter anderem im Belvedere und Leopold Museum in Wien sowie in Museen in Darmstadt, Hamburg, Berlin und Prag zu sehen.
Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
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Quellen:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
Die Kunst für alle – Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, ISBN 2195-6820,
Nidden, Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung von Jörn Barfod, ISBN 3-88 132 254-X
http://kunst-fuer-alle.uni-hd.de
Österreichische Kunst 1900 bi 1970 http://www.kunstnet.at
www.archiv.preussische-allgemeine.de
Artmagazin, Onlinezeitung, http://www.artmagazine.cc