Maria Biljan-Bilger
23. Februar 2016
Alfred Cossmann
23. Februar 2016

Josef Dobrowsky

Josef Dobrowsky

Josef Dobrowsky

1889 bis 1964

Josef Karl Felix Dobrowsky ist am 22.9.1889 in Karlsbad geboren. Er war das erste von vier Kindern von Karl Ludwig Dobrowsky und Amalia Dobrowsky geb. Puschmann. Sein Vater war Juwelier. Als Kind und Jugendlicher lebte er zeitweise in Karlsbad, Prag und Wien.

Seine künstlerische Ausbildung erhielt er zuerst an der privaten Malschule Hohenberger in Wien, an der Wiener Kunstgewerbeschule und ab 1906 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bei Prof. Christian Griepenkerl und Prof. Rudolf Bacher studierte. Mit Dobrowsky zusammen studierten heute ebenfalls bekannte Künstler wie Egon Schiele, Anton Kolig, Anton Faistauer, Ferdinand Kitt, Franz Wiegele und Sebastian Isepp.


Sein Studium musste Josef Dorbrowsky 1914 unterbrechen da er im ersten Weltkrieg an die russische und an die italienische Front kam. Im letzten Kriegsjahr wurde Dobrowsky als Kriegsmaler in Galizien eingesetzt. Während des Krieges heiratete der Künstler im Jahr 1915 seine Cousine Theresia Mayer mit der er später zwei Söhne, Karl und Josef bekam.

Josef Dobrowsky war u.a. befreundet mit Ernst Huber, Sergius Pausrer und Franz von Zülow (alle ebenfalls Mitglieder der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs).

Im Jahr 1937 wurden Werke von Josef Dobrowsky für die erste „Große Deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München ausgewählt. Nach der Hängung wurden diese jedoch (lt. Josef Dobrowsky, Wahrnehmung und Farbe, Seite 112) vom Führer persönlich unter Donnerwetter von den Wänden entfernt.

1941 wurde Dobrowsky kurzzeitig zum Militärdienst eingezogen. Im selben Jahr unterschrieb er gemeinsam mit den Künstlern Ferdinand Kitt, Josef Hoffmann, Ernst Huber, Christian Andersen u. a. eine Petition an den Gauleiter zu Gunsten des jüdischen Freundes und Kunstsammlers Ludwig Neumark. Während der NS-Zeit malte der Künstler vorwiegend Porträts und Blumenbilder, um politisch nicht unangenehm aufzufallen.


1946 übernahm Dobrowsky einen Lehrauftrag an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bis 1963 unterrichtete. Zu seinen Schülern gehören u.a. Alfred Hrdlicka, Josef Mikl und Wolfgang Hollegha.


Josef Dobrowsky, dessen Œuvre hautsächlich Landschaften, Stillleben und Portraits beinhaltet, gehört heute zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern der Zwischenkriegszeit.

In seinen frühen Arbeiten sind die Einflüsse von Künstlern wie Rembrandt, Tizian oder Bruegel zu finden, welche Dobrowsky intensiv studierte. So finden sich in den Werken dieser Zeit vor allem erdige, warme Farben in Braun- Gelb- und Rottönen. Gepaart mit stark kontrastierenden Licht- und Schattenpartien sind diese Werke mit einem melancholischen Zauber von einer einzigartigen Stimmung umgeben.


Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts befreite sich Dobrowsky von seinen Vorbildern und entwickelte sowohl stilistisch als auch farblich einen eigenen, sehr selbstbewussten Stil. Zudem faszinierten ihn schon lange meteorologische Phänomene wie Niederschläge, Wind, Wolken und Temperaturen, letztere hielt er beispielsweise in einem Notizbuch von 1903 bis 1913 in genauen Aufzeichnungen fest. Die Farbpalette des Künstlers wurde wesentlich umfangreicher, heller und richtig strahlend. Besonders auffällig oft kam nun die Farbe Weiß ins Spiel. In traumhaft schönen Winterlandschaften, welche er in den unterschiedlichsten Lichtstimmungen festhielt, kam sein umfassendes theoretisches Wissen voll zur Geltung.

Josef Dobrowsky hat sein theoretisches Wissen aber auch tatsächlich erlebt, denn der Künstler malte auch bei eisigen Temperaturen für seine Winterbilder im Freien. Dazu kann man bei Mag. Axel Köhne im Ausstellungskatalog

„Josef Dobrowsky, Wahrnehmung und Farbe nachlesen: „Dobrowsky schreibt am 16. Februar 1920: Ein Bild – um ganz charaktervoll sein zu können – muss in einer Witterung gemalt, und nicht allein das, sondern auch komponiert – erlebt – sein. Was geht für mich daraus hervor – also: So rasch als möglich arbeiten, gedanklich, und dann ist die Eigenart noch verspürbar, sonst ereignet sich ein Resümee.“(Josef Dobrowsky, Wahrnehmung und Farbe, Seite 18)

Das Weiß des Schnees muss Josef Dobrowsky besonders angezogen haben, denn in der oben erwähnten Ausstellung im Belvedere konnte man in einem Film den Künstler in einem dicken Wintermantel im Freien vor einer Staffelei sitzend, malend beobachten. Dazu heißt es in seinen eigenen Aufzeichnungen:

„Bei der Darstellung von Schnee muss sich der Künstler entscheiden, ob er einer wissenschaftlich „richtigen“ Wiedergabe oder aber seiner subjektiven Wahrnehmung folgt: Physikalisch gemessen kann Schnee nicht heller sein als der Himmel, dessen Licht er absorbiert und reflektiert.“ (Josef Dobrowsky, Wahrnehmung und Farbe, Seite 19) 

Die Werkfotos „Donaulände in Ybbs“ und „Winter“ wurden uns freundlicherweise vom Kunsthandel Giese & Schweiger zur Verfügung gestellt. Die Kunsthandlung ist in der Akademiestrasse 1, in 1010 Wien bzw. im Internet unter www.gieseundschweiger.at zu finden.

Interessant ist auch, dass Dobrowsky entgegen den damals üblichen Kunstströmungen der Moderne, in welchen der technische Fortschritt und die Geschwindigkeit oder das pulsierende Leben in der Großstadt häufige Themen waren, lieber Dorfplätze, Felder oder Ernteszenen malte.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Josef Dobrowsky ein spontan arbeitender Künstler war. Tatsächlich – und das beweisen seine zahlreichen Skizzenbücher – hat er seine Werke penibel geplant. Der lockere Pinselstrich und die oftmals pastos in mehreren Schichten aufgetragene Ölfarbe ist die Handschrift eines versierten Zeichners mit einem enormen Farb- und Formwissen.


Sein umfassendes Œuvre umfasst ca. 2500 Ölgemälde und 10000 Arbeiten auf Papier, das er vielfach ausgezeichnet wurde

  • 1932 und 1962 Großer Österreichischer Staatspreis
  • 1949 Preis der Stadt Wien für Malerei und Graphik
  • 1949 Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien
  • 1959 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse).

Josef Dobrowsky war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, in der Wiener Secession wo er später, im Jahr 1955 die Ehrenmitgliedschaft erhielt, in der Prager Secession und im Künstlerhaus.

Josef Dobrowsky starb am 9. Januar 1964 in Tullnerbach im Wiener Wald, wo er seit 1959 wohnte, an den Folgen eines Gehirnschlags. Er ist auf dem Friedhof von St. Margarethen begraben. Der Grabstein stammt von Fritz Wotruba.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
Josef Dobrowsky, Wahrnehmung und Farbe, herausgegeben von Dr. Agnes Husslein-Arco und Mag. Axel Köhne, ISBN: 978-3-902805-50-8
Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Band I (A-H), herausgegeben von Heribert Sturm (Collegium Carolinum) erschienen im R.Oldenbourg Verlag München Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0
www.kunstsenat.at