Prof. Fritz Martinz
(1924–2002)
Fritz Martinz, 1993: „Durch Licht und Schatten wird der Gegenstand (Figur) zur zwingenden Wirklichkeit. – Das Licht bewegt und lässt Lebendigkeit werden. Der Schatten bindet ein und macht das Licht notwendig.“
Fritz Martinz wurde am 29. Mai 1924 in Bruck an der Mur geboren.
Künstlerische Ausbildung erhielt er an der Kunstgewerbeschule in Graz bei Prof. Rudolf Szyszkowitz und an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Prof. Albert Paris Gütersloh.
Im Jahr 1943 musste er seine Ausbildung durch die Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen. 1950 erhielt er für seine Diplomarbeit den Staatspreis innerhalb der Akademie der bildenden Künste.
In den für Künstler schwierigen Zeiten, in welchen jegliche Andeutung an die avantgardistischen Strömungen des Expressionismus, Dadaismus und der Neuen Sachlichkeit verboten waren und von der NS-Kunstpolitik Motive wie Landschaften, Stillleben, mythologische Szenen und oder das mühevolle Leben von Arbeitern und Bauern bevorzugt wurden, war Fritz Martinz gezwungen seine geistige Haltung verschlüsselt durch anklagende Tierdarstellungen auf den Bildträger zu bannen.
Zu Beginn der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts beschäftigte er sich häufig mit großen Figurenkompositionen. Dabei arbeitete er mit seiner wuchtigen Bildersprache entschieden gegen den damals herrschenden Zeitgeist, welcher Abstraktionen und den fantastischen Realismus bevorzugte.
1953 kam Martinz durch seine Teilnahme an der Biennale in Venedig mit italienischen Realisten in Kontakt. Die Auseinandersetzung mit deren Arbeiten beeinflussten daraufhin seine figurative Malerei. Es entstanden Werke mit menschlichen Figuren, Liebesgärten und unzählige Vorzeichnungen dazu.
Daneben waren die Kriegserlebnisse und das Schicksal der Tiere prägend für seine Arbeiten. Das Tier wurde abermals ein dominantes Thema. Für Studienzwecke verbrachte Fritz Martinz mehrere Monate im Schlachthaus St. Marx. An das arbeitsbedingte brutale Geschehen in der Schlachthalle musste er sich ebenso gewöhnen wie an den penetranten Geruch von Blut und Fleisch.
1960 und 1962 zeigten Fritz Martinz und Alfred Hrdlicka in der mittlerweile abgerissenen Zedlitzhalle zusammen ihre Werke in der Ausstellung „Skulptur, Malerei und Grafik“. Der Kunstkritiker Alfred Schneller schrieb damals, dass sich durch Martinz und Hrdlicka im Vergleich zu den „abstrakten Vier“ (Hollegha, Mikl, Prachensky und Rainer) der Galerie St. Stephan Abgründe aufrissen.
„Huldigen die einen dem Fleisch, dann die anderen der vom Gegenstand entschlackten Farbe. Geist und Fleisch als Gegenpol? Realität und Abstraktion als Extreme? Der Riss geht durch unsere Zeit“,
kann man im Ausstellungskatalog dazu lesen.
In den folgenden Jahren hielt Martinz die existenziellen Leiden von Menschen und Tieren in seinen Arbeiten fest und es folgten zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland u.a. 1969 die vielbeachtete Ausstellung in der Tiefgarage der Zentralsparkasse in Wien.
Im Katalog „Figur“ schrieb Karl Diemer damals:
„Er modelliert mit der Farbe schwere pralle Leiber…… auch bei aufhellenden Farben bleibt das Pathos der Schwere, das völlig Unsentimentale, Unliterarische. Es ist, als habe sich Martinz aufgetragen, all die vernachlässigte, verunglimpfte, in die Ecke gestellte Körperlichkeit der Moderne in seinen Bildern anzuhäufen zum Protest. All unser Eingeschlossenes, Unbefreites, Ungelöstes der physischen Existenz.“
1969 wurde Martinz an die Wiener Kunstschule und künstlerische Volkshochschule in der Lazarettgasse berufen, an der er über viele Jahre ein hervorragender und inspirierender Lehrer und Kunstvermittler war.
Zusammen mit Alfred Hrdlicka, Georg Eisler, Rudolf Schwaiger und Rudolf Schönewald zählt Fritz Martinz zu jenen österreichischen Künstlern der Nachkriegszeit, welche unbeirrt und kompromisslos realistisch Körper darstellten.
Trotz vieler, großartiger Ausstellungen wurde und wird das Werk von Fritz Martinz, vielleicht weil er ein eher stiller Künstler war, der sich nie in den Vordergrund drängte, von der „Kunstwelt“ zu wenig beachtet und geschätzt.
Dorothea Martinz, die Tochter von Fritz Martinz berichtet dazu:
„Die nötige Ellbogentechnik war nicht die seine. Der Vater arbeitete zurückgezogen. Mit „Bilder, die ich nie malen konnte, weil ich kein Geld hatte“, betitelte er ein Skizzenbuch“, berichtete seine Tochter Dorothea Martinz.
Der Vater habe viele Jahre aus Not und später aus Respekt und Ehrfurcht vor unserem Planeten stets sehr bescheiden und in einfachen Verhältnissen gelebt. Er wollte nicht zuletzt mit seinen bescheidenen Mitteln der Ausbeutung der Ressourcen der Erde entgegen wirken. So wurden Schuhe beispielsweise sehr lange ausgetragen und Lebensmittel nie weggeschmissen.
Zeichnen und malen waren für ihn Beruf und Leidenschaft zugleich – ein Leben lang. Sogar in der Nacht seines Todes habe er sein letztes Bild gezeichnet.“
Fritz Martinz war Mitglied der Sezession und der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs.
Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen u.a.
1950 den Staatspreis innerhalb der Akademie der bildenden Künste
1952 Auszeichnung anlässlich der intern. Jugendfestspiele in Bukarest
1053 Grafikpreis der Biennale del Mare, Rimini
1965 Theodor Körner Preis
1968 Preis des Wiener Kunstfonds
1970 Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik.
Am 15. November 2001 starb Fritz Martinz im 79. Lebensjahr nach einer langen, schweren Krankheit in Wien.
Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at
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Quellen:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
Interview im Juli 2012 mit Dorothea Martinz, Tochter von Prof. Fritz Martinz
Die Presse vom 28.1.2012, Bericht von Almuth Spiegler über Fritz Martinz: „Er hat den Krieg nie überwunden“
Karl Diemer: „Figur – Wiener Naturalisten“
Mehrere Ausstellungskataloge von Prof. Fritz Martinz
www.fritzmartinz.com (Zugriff 27.7.2012)
www.vhs.at (Zugriff 27.7.2012)