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Anselm Jakob Grand

Anselm Grand

Prof. Anselm Jakob Grand

(1913 bis 1976)

Anselm Jakob Grand wurde als erster Sohn von 10 Kindern des Anselm und der Stefanie Grand am 02.05.1913 in Knittelfeld in der Steiermark geboren.

Als musisch begabtes Kind bekam er schon im Alter von drei Jahren Violine-Unterricht, bevor er 1919 im Grazer Paulinum zur Schule kam. Im Alter von 14 Jahren begann er bereits mit einem Studium am Konservatorium in Graz in der Meisterklasse für Violine. Er lernte außerdem Orgel und Fagott spielen, war Schüler der Dirigentenklasse von Prof. Clemens Kraus und absolvierte ein Kompositionsstudium für Dirigentenlehre bei Prof. Roderich von Moisisowitsch. Seine Ausbildung in bildender Kunst erhielt er bei Prof. Stefan Mautner.

Am Beginn seiner Berufslaufbahn konzentrierte sich Anselm Grand auf die Musik und spielte ab 1930 im Philharmonischen Orchester der Stadt Graz Fagott. Später wurde er dann Konzertmeister. Es folgten Konzertreisen ins Ausland, vor allem nach Deutschland, Italien und Frankreich.


Während der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts war Anselm Grand Mitglied von Milizorganisationen der „Heimwehr“ und wurde in diesem Zusammenhang im Jahr 1936 verhaftet. Er konnte sich befreien, lebte in verschiedenen Verstecken in Graz, bis er im September 1938 neuerlich verhaftet, zum Tode verurteilt und nach Aufschub der Vollstreckung Ende 1938 ins Konzentrationslager nach Dachau gebracht wurde. In Dachau und Oranienburg war er für 4 Jahre inhaftiert (siehe www. anselmgrand.heimat.eu).
Aufgrund seiner Ausbildung als Maler und Musiker und seines großen Könnens durfte er an der Illustration eines Heilkräuterbuches mitarbeiten. Musikalisch musste er die SS-Aufseher mit ihren Lieblingsstücken unterhalten. Man gab ihm den Umständen entsprechend leichtere Arbeiten, damit er noch die Kraft hatte, für Unterhaltung zu sorgen.



In Sachsenhausen konnte er sich einen Platz zum Malen neben dem Leichenkeller, in welchem er zu arbeiten hatte, einrichten. 1943 wurde er in eine Strafkompanie entlassen. Ein Jahr später baute er eine Widerstandsgruppe am Hochwechsel auf.

Seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern, wie ihm „die Kunst“ das Leben rettete schilderte Anselm Grand in seinem 1946 erschienen Buch „Turm A ohne Neuigkeit“. Darin können wir nachlesen:

Es dauerte nicht lange, da war das Spiel mein Bahnbrecher und die Geige das Werkzeug, das der gigantischsten Unmenschlichkeit entgegenzutreten und zu trotzen wagte.“

Um 1946 hielt Anselm Grand in einem großformatigen Ölbild die – mit unmenschlichen Schmerzen verbundene und im Konzentrationslager häufig angewandte – „Folterung am Baum“ in Dachau fest. Das Werk hängt heute im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in der Wipplingerstraße 6-8 im 1. Bezirk in Wien.


Nach Kriegsende übersiedelte Anselm Grand 1945 nach Wien und wurde Lehrer für Zeichnen, Malen und Naturstudien an der Modeschule Hetzendorf in Wien und Dozent an der Volkshochschule Wien West.

Von 1968 – 1976 war er Präsident der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs im Landesverband Wien, NÖ, Bgld. Im Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs wird heute noch ein Abguss seiner Totenmaske aufbewahrt.

Ab1962 arbeitete Anselm Grand ausschließlich als freischaffender Künstler. Sein Atelier hatte er am Rosenhügel in Wien.


Sein Œuvre umfasst hauptsächlich Gemälde in Öl, Portraits, Allegorien und Landschaftsmalereien und Aquarelle.
Anselm Grand wurde durch seine Portraits berühmter Persönlichkeiten wie beispielsweise der Staatsmänner Churchill, de Gaulle oder dem indischen Staatspräsidenten Pandit Nehru, die er in öffentlichem Auftrag malte, bekannt. Für die Bundestheaterverwaltung malte er eine Porträtreihe namhafter Künstler und Dirigenten. Darunter sind berühmte Dirigenten wie Karajan, Böhm und Bernstein. Vornamen
Anselm Grand beschäftigte sich auch mit Freskomalerei und entwickelte einen eigenen Öl-Kies-Zement-Malgrund. Dieser witterungsfeste Malgrund ermöglicht es, Fresken im Atelier herzustellen und diese erst danach am Bestimmungsort anzubringen.


Anselm Grand erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen:
1959 erhielt er von Kardinal Dr. König in Form eines Dekretes Dank und Anerkennung für sein Wirken in der Kirchenmusik.
1963 wurde ihm für seine künstlerische Verdienste im Bereich der Malerei und der Musik der Titel Professor verliehen.
1972 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen
1975 erhielt er den päpstliche Orden Pro Ecclesia et Pontifices.

Anselm Grand verstarb am 04.September 1976.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
“Moderne in dunkler Zeit Widerstand, Verfolgung und Exil steirischer Künstler und Künstlerinnen 1933-1945” Herausgeber Günter Eisenhut, Peter Weibel, Verlag Droschl, Graz 2001 / ISBN 3-85420-564-3Interview mit Dr. Robert Grand im Februar 2014