Josef Hoffmann fühlte sich dem Prinzip des Gesamtkunstwerkes verpflichtet. Er entwarf zahlreiche Bauwerke von bleibendem Wert, aber er entwarf auch alles, was den Menschen in den von ihm geschaffenen Bauwerken umgeben sollte – von kostbaren Möbeln, Teppichen, Tapeten, Gebrauchsgegenständen, Beleuchtungskörpern und Schmuck bis hin zu Grabsteinen. Die Einfachheit der Form und die geometrische Abstraktion prägten das frühe Schaffen Hoffmanns. Ein häufig wiederkehrendes Motiv in seinen Werken war das Quadrat. Später griff er wieder auf klassizistische Stilelemente zurück und nahm Merkmale des Art déco vorweg.
In der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs leitete Josef Hoffmann gleich nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1945 unter dem kommissarischen Leiter Dr. Rudolf Buchner die Sektion für Kunstgewerbe und half dadurch mit, dass sich die Kunst in Österreich wieder vielgestaltig manifestieren konnte.
Josef Hoffmann, der 1870 in Pirnitz in Tschechien geboren wurde, stammte aus einer gut situierten Familie und erlebte eine behütete Kindheit. Der Vater war Bürgermeister und Miteigentümer einer Textilmanufaktur.
Ausbildung an der Staatsgewerbeschule in Brünn. Neben Adolf Loos waren auch noch Leopold Bauer und Hubert Gessner seine Klassenkameraden. Nach der Matura absolvierte er ein Praktikum im Militärbauamt in Würzburg, arbeitete beim Bau von Kasernen mit und ging danach nach Wien um an die Akademie der bildenden Künste bei Carl Hasenauer, dem erfolgreichen Ringstraßenarchitekten, Architektur zu studieren. Hasenauer verstarb noch während seines Studiums, weshalb Hoffmann die Meisterschule bei Otto Wagner abschloss, der im Gegensatz zu Hasenauer den Historismus ablehnte und eine gänzlich neue, zweckorientierte Architektur forderte.
Im Rahmen seiner Ausbildung an der Akademie hatte Hoffmann nahezu alle Schulpreise erhalten und 1895 mit seinem Diplom auch den begehrten „Rompreis“, der den Jahrgangsbesten vorbehalten war und der ihm einen einjährigen Studienaufenthalt in Italien ermöglichte.
Während seiner Studienzeit, die von dieser allgemeinen Aufbruchsstimmung geprägt war, freundete sich Hoffmann insbesondere mit Josef Olbrich und dem Maler Koloman Moser an. Gemeinsam mit diesen und Josef Urban sowie Jan Kotera gründete er Mitte der 90er Jahre den „Siebener Club“, der eine Keimzelle der frühen Wiener Moderne werden sollte. Hoffmann gehört mit Josef Olbrich, Otto Wagner und Gustav Klimt jener Gruppe an, die mit der konservativen Genossenschaft bildender Künstler brach und 1897 die Wiener Sezession ins Leben rief.
Ab 1895 praktizierte Josef Hoffmann drei Jahre lang bei Otto Wagner in dessen Architekturbüro, wo er unter anderem am Ausbau der Wiener Stadtbahn beteiligt war. Daneben begann er seine Reiseskizzen und erste Entwürfe in der Zeitschrift „Der Architekt“, zu veröffentlichen.
Hoffmann wandte sich generell mehr dem Kunstgewerbe, der Innenraumgestaltung und dem Design zu.
Bis zum ersten Weltkrieg waren für Josef Hoffmann auch Kombinationen stilisierter floraler mit abstrakt-geometrischer Elemente prägnant. Von Bedeutung für seine künstlerische Entfaltung war die Familie Wittgenstein, für die Hoffmann nicht nur seine allerersten Projekte ausführte, sondern bis zum Ersten Weltkrieg rund 20 weitere Vorhaben realisierte. Aber auch von anderen Industriellen wie Hans Salzer, Alexander Pazzani, Heinrich und Otto Böhler, Eduard Ast, Max Biach, Otto und Robert Primavesi und den Mautner-Markhofs erhielt er Aufträge.
Auf der Hohen Warte in Wien übernahm er den Auftrag, für die Villen der Maler Carl Moll (ebenfalls Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs), Koloman Moserund Hugo Henneberg sowie des Fotografen und Industriellen Friedrich Spitzer.
Zur selben Zeit erhielt Hoffmann außerdem im Rahmen eines Reformprogramms des Bildungssystems gleichzeitig mit seinem Freund Kolo Moser einen Lehrauftrag an der Kunstgewerbeschule, den er in der Folge nahezu vierzig Jahre ausübte. Im Kontext seiner Beschäftigung mit der Inneneinrichtung gründete Hoffmann, mit finanzieller Unterstützung des Unternehmers Fritz Wärndorfer, gemeinsam mit Koloman Moser 1903 die Wiener Werkstätte.
Im Jahr 1903 heiratete Hoffmann Anna Hladik (1880-1956), mit der er bereits einen Sohn (Wolfgang, 1900–1969) hatte, der später auch Architekt wurde, dessen Existenz er jedoch die längste Zeit verschwieg und zu dem er auch später ein nicht ganz unbelastetes Verhältnis hatte. Die Ehe wurde 1922 geschieden. Josef Hoffmann heiratete 1925 Carla Schmatz, ein Mannequin der Wiener Werkstätte.
In der Sezession kam es zu Unstimmigkeiten und Hoffmann schloss sich den Künstlern um Gustav Klimt an. In Zusammenarbeit mit Gustav Klimt und Koloman Mose führte Hoffmann das Palais Stoclet in Brüssel, aus.
In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war Hoffmann neben der Errichtung von Villen und Landhäusern mit der Ausstattung einer Unzahl von Wohnungen, Ausstellungen und Lokalen befasst. Gleichzeitig stand jedoch die Wiener Werkstätte kurz vor dem 1. Weltkrieg finanziell vor ihrem Ende und Fritz Wärndorfer ging ruiniert in die USA. Josef Hoffman konnte zwar noch die Bankiersfamilie Primavesi zur Finanzierung der Wiener Werkstätte gewinnen, aber deren finanzieller Zusammenbruch infolge der Wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre bedeutete auch das endgültige Ende der Wiener Werkstätte.
Während des Ersten Weltkriegs weitgehend mit der Errichtung von Industrieanlagen befasst, konnte Hoffmann nach dem Zusammenbruch der Monarchie auf seinem eigentlichen Gebiet, dem repräsentativen Wohnhaus, nur zögerlich Fuß fassen. Ein Höhepunkt war 1925 das Gesamtkonzept für die Kunstgewerbeausstellung in Paris und 1934 der Entwurf des (damals nicht unumstrittenen) Österreichischen Pavillons. Ansonsten musste sich Josef Hoffmann aber mit unspektakulären Wohnbauten begnügen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich 1938 ließ sich Hoffmann von diesen instrumentalisieren und war für die von Gauleiter Baldur v. Schirach verfolgte Kulturpolitik ein willkommenes Aushängeschild. Hoffmann erhielt wieder Aufträge wie die Errichtung des „Hauses der Wehrmacht“ und das „Hauses der Mode“. Außerdem erhielt er auch das ihm sehr entgegenkommende Amt zur Hebung des Wiener Kunsthandwerks.
Da sich Josef Hoffmann aber abfällige Bemerkungen über das Regime erlaubte und als judenfreundlich galt, wurden ihm von Propagandaminister Josef Goebbels größere Ehrungen (wie die Verleihung der Goethe-Medaille) verweigert (A.d.R./ Konvolut v. Schirach Nr. 27/ Dez. 1940 – http://www.architektenlexikon.at/de/234.htm).
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhielt Josef Hoffman kaum mehr bemerkenswerte Bauaufträge und so musste er eher unauffällige Bauaufträge realisieren.
Im Jahr 1950 erhielt Josef Hoffmann den Großen Österreichischer Staatspreis für Architektur und 1951 wurde ihm das Ehrendoktorat der Technischen Hochschule Wien überreicht.
1956 erlitt Josef Hoffmann inmitten der Vorbereitung der Biennale in Venedig und nachdem er gerade von einer Belgienreise zurückgekehrt war (wo er als Erbauer des Palais Stoclet nochmals gefeiert wurde) einen Schlaganfall, an dem er am 7. Mai verstarb.
Josef Hoffmann erhielt ein von Fritz Wotruba gestaltetes Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Zu seinem 10.Todestag wurde eine Sondermarke mit seinem Porträt aufgelegt. 2007 erschien eine Sonderbriefmarke mit einer von Josef Hoffmann 1916 entworfenen Kette.
Erhaltene Ehrungen und Auszeichnungen:
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at
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Quelle:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40
Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte, Verlag Walter Zednicek, ISBN: 978-3-9500360-8-4
http://www.architektenlexikon.at/de/234.htm