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Wilhelm Dachauer

Wilhelm Dachauer

Wilhelm Dachauer

(1881 bis 1959)

Wilhelm Dachauer wurde am 5. April 1881 in Ried im Innkreis geboren. Er absolvierte eine Lehre als Zimmer- und Dekorationsmaler. Danach durfte er – obwohl sein Vater, der eine Werkstätte besaß, in welcher seine Familie schon seit Generationen Uhren herstellte, ihn gerne als Nachfolger seines Betriebes gesehen hätte – nach Wien, um an der Akademie der bildenden Künste bei den Professoren Christian Griepenkerl, Julius Berger und Alois Delug zu studieren. Im vierten Jahrgang des Studiums erhielt er die vom Professorenkollegium der Akademie der bildenden Künste vergebene „Goldene Füger-Medaille“. Es folgten an der Akademie noch weitere Anerkennungen, u.a. der „Erste Rom-Preis“, welcher ihm durch das zuerkannte Stipendium 1908/09 eine Studienreise nach Italien und Ägypten ermöglichte.

Nach seiner Rückkehr richtete er sich in Wien ein Atelier ein und arbeitete  als freischaffender Künstler.
Wilhelm Dachauer wandte sich schon früh der bäuerlichen Motivwelt zu, die er bereits 1913 im Rahmen seiner ersten Ausstellung in der Sezession zeigte.
Zu seinem Œuvre gehörten Porträts, Landschaften, figurale (Groß)Kompositionen, religiöse Bilder, Briefmarken und Geldscheine.



Während des Ersten Weltkriegs diente Wilhelm Dachauer zunächst als Sanitäter im Gebäude der Secession, welches zu einem Lazarett umgewidmet worden war, aber auch an der italienischen und rumänischen Front. Zuletzt wurde er als Kriegsmaler im Kriegspressequartier eingesetzt. Noch während des Krieges heiratete er die ebenfalls aus Ried stammende Theresia Rodler.


1918 übersiedelte er zurück in seine Heimatstadt nach Ried. Im Jahr 1928 wurden nach seinen Entwürfen zehn Glasfenster in der Krankenhauskapelle Ried gestaltet. Auch das Altarbild dieser Kapelle ist von Wilhelm Dachauer.

Nach dem ersten Weltkrieg wandte sich Wilhelm Dachauer vom „Secessionismus mit Heimatstil“ mehr in Richtung Realismus, blieb jedoch in der Themenauswahl stets der bisher eingeschlagenen Richtung treu. Dachauer wurde zu einer führenden Persönlichkeit einer jungen Generation von Künstlern, welche sich auf romantische und konservative Bekenntnisse zurückzog und wieder zu Symbolismus und Ornamentik zurückkehrte.
Da die Ideen des Secessionismus in dieser Zeit nicht mehr aktuell waren, nahmen sie wenigstens die erarbeiteten Versatzstücke jener Zeit mit.
Damals entstanden mehrere großformatige allegorische Bilder und mystische Landschaften.
Da Dachauer häufig die Landbevölkerung bei der Arbeit sowie das bäuerliches Brauchtum und Frömmigkeit malte fand seine Malerei zur Zeit des Nationalsozialismus Anklang. Die von den Nationalsozialisten propagierte Kunst sollte ja eine Kunst des nordisch-arischen Volkes sein. Einflüsse der Romantik und der „Heimatkunst des Deutschen Kaiserreiches“ spielten eine große Rolle. Zu den von der NS-Kunstauffassung bevorzugten Motiven gehörten u.a. das harte, aber ehrenvolle Leben von Arbeitern, Bauern und Soldaten. Gesellschaftsbezogen wurden beispielsweise Frauen durch verschiedene Gesetze vom Arbeitsmarkt in die Rolle der Hausfrau und Mutter zurückgedrängt. Kinder gehörten dem Volk und die Mutter wurde zur Heldenmutter stilisiert.
Wie gut Wilhelm Dachauers Werke in dieses Schema passten, zeigt u.a. sein Bild „Die Fruchtbarkeit“, in welchem er die Frau als Mutter, blond, tatkräftig und umringt von einer Schar Kinder monumental ins Bild setzte.


Den meisten wird Wilhelm Dachauer jedoch durch die zahlreichen von ihm gestalteten in- und ausländischer Briefmarken und Geldscheine (100,-Schillingschein von 1927 und 20,-Schillingschein von 1928) bekannt sein.


Die von ihm gestalteten Wohltätigkeitsmarken der Ersten Republik waren Höhepunkte dieser Kleinkunst. Schon 1926 erhielt Dachauers Marke „König Gunthers Drachenschiff auf der Fahrt nach Island“ aus der Serie „Motive der Nibelungensage“ – eine wunderbar bis ins Kleinste ausgefeilte und im Hell-Dunkel-Kontrast gearbeitete Briefmarke – auf einer philatelistischen Ausstellung in Cincinnati die Auszeichnung als „Schönste Marke der Welt“ und die Thompson-Medaille.
Nach dem .Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und der Besetzung Polens wurden auch viele Briefmarken des so genannten „Generalgouvernements“ sowie einige Marken für die deutsche Reichspost nach Entwürfen von Dachauer ausgeführt.
Nicht weniger bekannt ist auch die Heerführer-Serie (1935), die Erfinder-Serie (1936), die Ärzte-Serie (1937) oder eine Sonderausgabe von Engelbert Dollfuß(1936).
Zum 100. Geburtstag von Wilhelm Dachauer erschien am 6. April 1981 eine Sonderpostmarke. Das Markenbild zeigt einen nicht ausgeführten Entwurf Dachauers zur Briefmarkenserie „Motive der Nibelungensage“.


Wilhelm Dachauer der schon 1928 an die Wiener Akademie der Bildenden Künste berufen wurde, lehrte er bis 1944 als Professor und war zeitweise Rektor. Zu Dachauers Schülern an der Akademie zählten unter anderen Hildegard Joos, Maria Lassnig und Peppino Wieternik.


Wilhelm Dachauer war Mitglied der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, der Secession, des Oberösterreichischen Kunstvereins und in der Innviertler Künstlergilde.


Heute erinnert die „Wilhelm-Dachauer Straße“ im 22. Wiener Gemeindebezirk, eine Gedenktafel am Geburtshaus und der „Wilhelm-Dachauer-Weg“ in Ried im Innkreis an den Künstler.
Nach seinem Tod im Jahr 1951 wurde er in einem Ehrengrab (12D-1-24) am Wiener Zentralfriedhof begraben.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
Wilhelm Dachauer von Dr. Benno Ulm, Österr. Staatsdruckerei, L61 14991 f/f
Heinrich Fuchs: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881-1900. Band 1: A-L. Wien
Kunsthandel Widder, www.kunsthandelwidder.com
www.peter-diem.at/History/briefmarken.htm