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Norbertine von Bresslern-Roth

Norbertine von Bresslern-Roth

Norbertine von Bresslern-Roth

(1891 – 1978)

Die Tiermalerin, Grafikerin und Buchillustratorin Norbertine Bresslern-Roth ist 1891 in Graz geboren und 1978 in Graz gestorben. Sie war eine nicht nur in der Kunstszene österreichischer bildender Künstlerinnen und Künstler bekannte, sondern international anerkannte Malerin und Grafikerin.

 


Nobertine von Bresslern-Roths künstlerische Ausbildung begann schon sehr früh. Von 1901-1911 besuchte sie die Landeskunstschule in Graz bei und in den Sommermonaten die Tiermalschule in Dachau bei Hans von HayekVon 1911-1916 lernte sie zuerst an der Privatschule für Damen von Ferdinand Schmutzer und  kurz darauf im Atelier von Ferdinand Schmutzer an der Wiener Kunstakademie, da Frauen offiziell erst ab 1920/21 an der Wiener Kunstakademie studieren durften.
Bereits 1912 erhielt sie als erste Ehrung von ihrer Heimatstadt die Silbermedaille der Stadt Graz.

Nach einer erfolgreichen Ausstellung in der Wiener Secession wurde sie freischaffende Künstlerin in Graz. 1918 konnte sie sich mit der ersten „Norbertine Roth Sonderausstellung“ in Graz, über einen großen Erfolgs erfreuen.


1919 heiratete sie Georg Ritter von Bresslern. Ihr Mann hatte jüdische Vorfahren.
Als dann Europa zusehen vom Nationalsozialismus beherrscht wurde und dieser alle Lebensbereiche bestimmte, über „entartete“ oder „arische Volkskunst“ selbstherrlich Urteile fällte, blieb auch Norbertine von Bresslern-Roth davon nicht verschont. Sie fiel in Ungnade, da sie sich nicht von ihrem Mann trennte. 1938 wurde sie aus rassistischen Gründen aus der „Vereinigung der Künstlerinnen Österreichs „ ausgeschlossen.

Während der NS-Zeit schuf sie einige Tierbilder in allegorischer Form, die heute als regimekritisch eingestuft werden. Auf der Homepage der Galerie Günter Eisenhut findet man dazu folgende Bemerkung:

sie gehört zu jenen Künstlern, die in der „verdeckten Malweise“ eine besonders schwer nachzuweisende Form des kulturellen Widerstandes wählten, um auf ihre Unterdrücker zu reagieren.“


Norbertine von Bresslern-Roth unternahm Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Reise durch Nordafrika, welche sie nachhaltig beeinflusste und auf welcher sie zahlreiche Tierdarstellungen anfertigte.
Danach besuchte sie als Informationsquelle immer wieder die verschiedensten zoologischen Gärten in der Näher ihrer jeweiligen Aufenthaltsorte.

Bereits in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war Norbertine von Bresslern-Roth jedoch nicht nur für ihre Tierdarstellungen, sondern auch für ihre Akte berühmt.
Ihre Fähigkeit, bei Menschen- und Tierdarstellungen die Eigenart der Lebewesen mit großer Einfühlsamkeit widerzuspiegeln, verschafften ihr schon früh internationale Anerkennung. Norbertine von Bresslern-Roth besaß die Fähigkeit, Szenerien sowohl dramatisch wie auch sehr verinnerlicht darzustellen. Ihre Werke kreisen um den Kern dessen, was Individualität ausmacht, gepaart mit der momentanen Stimmungslage. Gerade eine einfühlsame Darstellung der momentanen Stimmung spielt bei der Darstellung von Menschen ebenso wie bei jener von Tieren eine große Rolle. Auf diese Weise fand sie zu einem ganz persönlichen Malstil.

In Bresslern-Roths flächig-dekorativen Druckgrafiken erkennt man ihre Auseinandersetzung mit dem Jugendstil und dem japanischen Farbholzschnitt.
Mag. Roland Widder
berichtet in „Vergessene und verdrängte Österreicher“, dass Nobertine von Bresslern-Roth in Österreich eine der ersten Künstlerinnen war, welche sich intensiv mit dem Linolschnitt befasste:

Sehr ähnlich dem Holzschnitt, allerdings vom Material leichter zu handhaben, wird beim Linolschnitt in eine Platte geschnitten und das weiche Linoleum heraus geschabt. Durch den übereinanderliegenden Druck verschiedenfärbiger Platten entstehen reizvolle koloristische Effekte. In dreißigjähriger Beschäftigung mit dieser Technik schaffte Bresslern-Roth ein graphisches Oeuvre, das 250 Arbeiten umfasst“.

Mit den Jahren wandte sich Norbertine von Bresslern-Roth immer mehr der Ölmalerei zu. Als Bildträger verwendete sie häufig ein grobmaschiges Jutegewebe. Ihre naturnahen Darstellungen wurden in der Charakteristik durch die Unregelmäßigkeit der Jutestruktur nochmals unterstützt.

Außerdem fertigte Norbertine von Bresslern-Roth Gobelins und Elfenbeinminiaturen an und illustrierte mehrere Kinderbücher, z.B.

  • Leben in Wald und Flur von Norbertine Bresslern-Roth
  • Professor Wüssteger, Professor Wüssteger berichtet über Waldtiere, Vögel und Insekten, eine Kinderbuchreihe von Hilde Bensing 
  • Kikeriki – ein Tierbilderbuch von Lili Börsch
  • Federbällchen, der Lebenslauf eines Küken von Ines Angelika Mosig
  • Putzchen, aus dem Leben eines kleinen Katers von Ines-Angelika Mosig
  • Hans – eine Tiergeschichte für Kinder von Ernst Zahn
  • Tiergeschichten von Olga Viegl mit Texten von Marie von Ebner-Eschenbach
  • mehrere Schulbücher, wie z.B. einige Ausgaben  Lesebuch für deutsche Alpenländer.

Norbertine von Bresslern-Roth zählt heute zusammen mit Heinrich Ludwig Jungnickel und Carl Fahringer (beide waren ebenfalls Mitglieder der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs) zu den bekanntesten österreichischen TiermalerInnen.

Werke von Norbertine Bresslern-Roth wurden in mehreren Fachbüchern wie beispielsweise in „Masters of the colour print“ von Malcolm Salaman abgebildet.


Norbertine von Bresslern-Roth wurde für ihr Werk mit vielen Preisen und Auszeichnungen geehrt:

  • 1912 Silberne Medaille der Stadt Granz
  • 1922 Goldene Medaille der Stadt Graz
  • 1934 Ehrenpreis der Stadt Wien und die Ehrenmedaille des Joaneums
  • 1921, 1925, 1931 und 1936 Österreichischer Staatspreis 
  • 1932 Berufstitel „Professor“
  • 1968 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.
  • 1971 Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst
  • 1972 Ehrenring der Stadt Graz

Wie bereits erwähnt,  konnte sich Norbertine Bresslern-Roth mit ihren Werken schon zu Lebzeiten im internationalen Kunstgeschehen positionieren.
Ihre Werke befinden sich heute in zahlreichen Galerien, privaten und öffentlichen Sammlungen u.a. im Joaneum in Graz, in der Albertina und im Belvedere in Wien und haben bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien/NÖ/Bgld.
www.zierlart.at


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Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Norbertine Bresslern-Roth (Veröffentlichungen der Albertina) von Walter Koschatzky
Vergessene und verdrängte Österreicher, Bericht von Mag. Roland Widder
Im Kinsky, 93 Auktion klassische Moderne, 15.11.2012
www.kunsthandelwidder.com