Ernst Fuchs
16. Februar 2016
Josef Dobrowsky
23. Februar 2016

Maria Biljan-Bilger

Maria Biljan-Bilger

Maria Biljan-Bilger

(1912 – 1997)

 

Maria Biljan-Bilger ist am 21. Jänner 1912 in Radstadt geboren und am 1. Mai 1997 in München gestorben.

Ihr Vater Daniel Biljan kam aus Gospić (Kroatien), ihre Mutter aus St. Paul im Lavantal. Maria Biljan-Bilger studierte von 1927-31 an der Grazer Kunstgewerbeschule; zuvor arbeitete sie in der Hafnerwerkstatt ihres Vaters.


Mit 21 Jahren heiratete Maria Biljan-Bilger den Chemiker Ferdinand Bilger, lebte mit ihm in Graz und bekam zwei Jahre später einen Sohn, der jedoch nach 3 Monaten verstarb, was sie in ihrem Schaffen verständlicherweise sehr belastete.

In Graz spürte man in dieser Zeit national-faschistische Kräfte; ganz anders empfanden Maria Biljan-Bilger und ihr Mann, welche viele jüdische Freunde hatten. Als Ferdinand Bilger sich 1937 für die Mitwirkung am Kampf im spanischen Bürgerkrieg entschied, übersiedelte Maria Biljan-Bilger nach Wien, arbeitete in einem kleinen Keramikbetrieb als Hilfskraft und lernte Herbert Boeckl und den damals 19jährigen Wander Bertoni kennen. Mit Bertoni verbrachte sie in Oberösterreich das Ende der Kriegszeit. Bertoni gelang es dann mit Hilfe des Roten Kreuzes in seine Heimat Italien zurück zu kehren und Maria Biljan-Bilger zog wieder nach Wien.


Nach dem zweiten Weltkrieg war Maria Biljan-Bilger (1947) Mitbegründerin des Art-Clubs, dem Künstler, Kunsttheoretiker und Kunstkritiker angehörten. Der Club repräsentiert die erste Vereinigung der Wiener Avantgardekünstler in der Nachkriegszeit. Der legendäre Art Club wurde als Plattform für junge Maler, Bildhauer, Autoren und Musiker im Kampf um die Autonomie der modernen Kunst gegründet. Präsident und war Albert Paris Gütersloh. Man traf sich in den Ateliers von Maria Biljan-Bilger, Heinz Leinfellner, Wander Bertoni und Susanne Wenger, in diversen Kaffeehäusern und im „Strohkoffer“. Der Strohkoffer war eine „Nachtgalerie“ unter der Loos-Bar (Kärntner Bar), in der Kärntner Straße 10, die Fritz Wotruba ob ihrer Dimension und mit Pusta-Scharm ausgestatteten Billigwandverschalung „Strohkoffer“ taufte. Ausstellungen fanden anfänglich dort, später in der Zedlitzhalle oder in der Wiener Secession statt.

1950 kam Maria Biljan-Bilgers Tochter Daniela zur Welt. Jahre später heiratete Maria Biljan-Bilger den Vater von Daniela, Peter Perz. In dieser Zeit begann sie auch großformatig zu arbeiten und musste deshalb Fabriken suchen, in denen solche Arbeiten gebrannt werden konnten.

Maria Biljan-Bilger etablierte sich in einer männlich dominierten Szene.

Das Frausein war ein zentrales Thema in ihrem Schaffen. Als Bildhauerin, Keramikerin und Textilkünstlerin schuf sie ein unverwechselbares Werk zwischen Archaik und Moderne. Sie liebte die Volkskunst verschiedenster Länder. Vielleicht gehen gerade deshalb viele ihrer Werke immer wieder aufs Archaische zurück.

„Die Formenwelt Maria Biljan-Bigers hat Berührung mit balkanischer und illyrischer Volkskunst, mit sardinischer, phönizischer, trojanischer KIeinplastik und mit der der Etrusker; das eine oder andere romanische Motiv tritt hinzu. Alles ist mit der größten Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit gestaltet,

meint Johann Muschik dazu auf Seite 25 im Buch „Maria Biljan-Bilger, Verlag Galerie Welz, 1987“.

Im selben Buch liest man von Fritz Wotruba sogar, dass bei der Künstlerin durch das Aufsuchen alter Kulturen so etwas wie Blutbande entstanden und Maria Biljan-Bilger mit ihren Werken alte Kulturen zu neuem Leben erweckt habe.


1965 war Maria Biljan-Bilger Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, einer Plattform für die unabhängige, kritische Debatte zu Architektur und Stadtplanung.

1970 übernahm sie die Leitung des „Symposions Europäische Bildhauer, St. Margarethen im Burgenland“, welche sie dann bis 1987 leitete.

Von 1978 bis 1982 unterrichtete Maria Biljan-Bilger die Meisterklasse „Keramik“ an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Über Ihre Art zu unterrichten berichtet Goldy Parin-Matthéy auf Seite 21, in Maria Biljan-Bilger, Verlag Galerie Welz:

„Maria liebt es, ihre einzigartige Erfahrung an Junge weiterzugeben, wobei sie mit großem Respekt andersartige künstlerische Ausdrucksformen fördert, aber unbestechlich darüber wacht, dass sie authentisch bleiben.“


Laut ihrem dritten Gatten, dem Architekten Friedrich Kurrent (Heirat 1985) habe Maria Biljan-Bilger immer für die Öffentlichkeit arbeiten wollen, was ihr auch gelang.

Viele kennen sicherlich die 34 m lange Wanddekoration mit dem Titel „Mäander“ im Nordfoyer der Wiener Stadthalle, eine Hommage an den Architekten dieses Schlüsselwerkes der späten 50er Jahre, Roland Rainer.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang u.a. ein Steinaltar in der Kapelle in Hinterbrühl, farbige Glasfenster im Exerzitienhaus St. Gabriel in Mödling und in der Totenkapelle in Sommerein sowie die Bergkapelle am Rammingstein. Für den Holzbau in 1500 Meter Höhe malte Biljan-Bilger auf Birkenholztafeln die Schöpfungsgeschichte. Wunderschön sind auch die von Maria Biljan-Bilger geschaffenen Steinreliefe am Gemeindebau in der Veitingergasse 131-135 im 13. Bezirk in Wien, auf welchem Möven, Störche und ein Bussard zu sehen sind.

Eine Geschichte umrankt auch den Brunnen aus Margarethner Sandstein am Kirchplatz von Sommerein. Ursprünglich für den Innenhof des Einkaufszentrums in Hietzing geschaffen, sollte er 1999 abgebrochen werden. Architekt Friedrich Kurrent ließ ihn als Geschenk an die Gemeinde in Sommerein aufstellen.

An der Wand des Einkaufszentrums auf der Hietzinger Hauptstraße ist aber immer noch das große, farbige Mosaik „Weltenrad“ von Maria Biljan-Bilger zu sehen.

Das Wetterhäuschen (1890 als Geschenk des Optikers Heinrich Kapeller errichtet, im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1955 durch Maria Biljan-Bilger erneuert) findet man im Rathauspark in Wien.


Architekt Friedrich Kurrent, ist es zu verdanken, dass das Werk von Maria Biljan-Bilger heute noch öffentlich zugänglich ist. Er errichtete für ihre Werke eine Ausstellungshalle in Sommerein am Leithagebirge, wo die beiden eine alte Kapelle zur Wohn- und Arbeitsstätte umgebaut hatten. Hätte ihr Mann nicht dieses schöne Museum für ihre Werke errichtet, wäre es dieser großartigen Künstlerin vielleicht wie manch anderen Künstlern ergangen, die in Österreich nach 1945 zwar den Aufbruch dominierten, aber dann irgendwie in Vergessenheit gerieten. Ein Ausflug zur Ausstellungshalle in Sommerein am Leithagebirge, Hauptstrasse 61, lohnt sich.


Das Werk von Maria Biljan-Bilger wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt:

In Wien Donaustadt (22. Bezirk) ist die Biljan-Bilger-Gasse nach ihr benannt.

 


Berthild Zierl

Präsientin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


Bitte beachten Sie, dass verlinkte Seiten im Internet u. U. häufig verändert werden und dass Sie die sachliche Richtigkeit der dort angebotenen Informationen selbst überprüfen müssen.


Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs

Maria Biljan-Bilger, Verlag Galerie Welz, ISBN 3-85349-115-4, von 1987

Pionierin der Frauenkunst, Wiener Zeitung vom 22/23.12.2012