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Herbert Ploberger (1902 – 1977)

Herbert Ploberger

Der österreichische Maler und Bühnenbildner Herbert Ploberger ist besonders durch seine Sillleben und Selbstporträts zu einem wichtigen Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Österreich geworden. Meisten unter Verzicht auf Licht- und Schattenwirkung hat Ploberger das Gegenständliche in seinen Stillleben und Porträts klar umrissen und teilweise (z.B. in seinen 1944/45 entstandenen „Berlin-Bildern“) das Reale ins Surreale übersteigert.“
Leider wurde ein Großteil seines Werkes durch einen Bombenangriff im 2. Weltkrieg zerstört, sodass bis heute nur sehr wenige Arbeiten erhalten geblieben sind.

Herbert Ploberger wurde am 6. April 1902 in Wels als Sohn des Lederfabrikanten Wilhelm Otto Ploberger und dessen Frau Marie (geborene Adler) geboren.

Ploberger erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Wien, wo er von 1920 –1925 bei den Professoren Adolf Böhm, Franz Cizek und Viktor Schufinsky studierte. In seiner Studienzeit schuf er eine konstruktivistische Plastik, welche 2006 in der Ausstellung Wiener Kinetismus im Wienmuseum als Nachbildung zu sehen war.

Während eines Studienaufenthaltes in Paris gestaltete er bereits 1925 Pavillons der Weltausstellung mit dekorativen Malereien.


1926 fand Plobergers erste Ausstellung in der Galerie Würthle in Wien statt. 1929 wurden seine Werke, welche er zusammen mit Paul Ikrath und Franz Sedlacek (letzterer war ebenfalls Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs) in der Weihnachtsausstellung „Neuromantik und Neue Sachlichkeit in Oberösterreich“ ausstellte, von der Presse sehr gelobt.

Der Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseum Hermann Ubell welcher für das Museum Stillleben mit Ananas“ erwarb, schrieb an Ploberger:

Von den neuen Stillleben bin ich entzückt, und Ihre Handzeichnungen erscheinen mir als das Edelste und Reifste, was mir je an deutschen Handzeichnungen der Gegenwart untergekommen ist.

 

Ploberger, Stillleben, um 1925, 50,5 x 57,8 cm
ÖL auf Leinwand

Ende der 1920er Jahre wandte der sich immer mehr dem Bühnenbild zu und arbeitete 1927 als Bühnenbildner am Coliseum Theatre in London. In dieser Zeit waren bereits Tendenzen zur Kunst der Neuen Sachlichkeit erkennbar. Im selben Jahr übersiedelte Herbert Ploberger nach Berlin, wurde Zeichner der Zeitschrift „Der Querschnitt“ und beteiligte sich an der Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“ in der Galerie Neumann-Nierendorf und an der Herbstausstellung der Akademie der Künste. Er übernahm Aufträge für Porträts und Gebrauchsgrafiken und assistierte dem Kostüm- und Bühnenbildner Ernst Stern bei Filmproduktionen und an den Reinhardt-Bühnen. 1929 beteiligte Ploberger sich an der Ausstellung „Neuromantik und neue Sachlichkeit“ im Linzer Landesmuseum.

Im Jahr 1933 gestaltete er anlässlich der Salzburger Festspiele das Bühnenbild und sämtliche Kostüme für die Faustaufführung unter der Regie von Max Reinhardt in der Felsenreitschule.

In Salzburg lernte er Luis Trenker kennen, der ihn für die Filme „Der verlorene Sohn“ und „Der Berg ruft“ engagierte – siehe hierzu Seite 40 Ausstellungskatalog, Lebensspuren Museum der Siegel und Stempel, Wels, Nordico Museum der Stadt Linz.

In weiterer Folge gestaltete Herbert Ploberger Bühnenbilder für die Filmgesellschaften Ufa, Terra, Tobis und Prag-Film und entwarf Kostüme für Hans Albers, Lil Dagover, Johannes Heesters, Paul Hörbiger, Brigitte Horney, Bernhard Minetti, Marika Rökk oder Adele Sandrock. Außerdem arbeitete Ploberger von 1939 – 1945 an ca.  zwanzig Filmen mit, u. a. Opernball (1939) mit Paul Hörbiger und Hans Moser, Das Herz der Königin (1940) mit Zarah Leander und Will Quadflieg oder Kora Terry (1940) mit Marika Rökk.

Im Laufe von 4 Jahrzenten wirkte Herbert Ploberger an über 170 Film- TV- und Kinoproduktionen als Kostüm-Designer mit und entwarf für sämtliche Größen der heimischen Filmlandschaft wie Maximilian Schell, Erni Mangold, Erika Pluhar, Hanns Obonya oder Hildegard Knef Kostüme.


1940 heiratete Herbert Ploberger die Filmarchitektin Isabella Hartl aus Wels, mit der er zwei Kinder hatte, Stephanie (geb. 1941) und Konstantin (geb. 1945), später aber geschieden wurde. Im 2. Weltkrieg musste Herbert Ploberger – als „Kriegsreserve I“ eingestuft – nicht einrücken.

Als 1943 ein Fliegerangriff Plobergers Atelier in Berlin-Grunewald zerstörte, wurden auch viele seiner Werke durch einen Brand vernichtet. Die Eindrücke der Berliner Bombennächte verarbeitete Ploberger ab November 1943 bis in die Nachkriegsjahre in über sechzig Werken.

1944/45 hielt Ploberger die Schrecken des Krieges in Bildern mit Darstellungen von ausgemergelten Figuren im zerstörten Berlin, vorwiegend in Grau- und Brauntönen gehalten, fest.

Nach dem Kriegsende war Ploberger am Landestheater Linz, in Hamburg und München als Bühnenbildner tätig bevor er 1946 nach Wien übersiedelte und am Theater an der Josefstadt am Linzer Landestheater und der Staatsoper wirkte.

1946 nahm Ploberger an der antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ im Künstlerhaus teil.


Im Jahr 1948 übersiedelte er dann nach Hamburg und 1950 nach München, wo er seine zweite Frau, Vera Kerschbaumer, heiratete. 1954 kam Tochter Judith zur Welt.

Der Schwerpunkt seiner Arbeit in den 1950er Jahren war beim deutschen Kinofilm. Er entwarf Kostüme für Curd Jürgens, Karl Heinz Böhm, O.W. Fischer, Lili Palmer, Liselotte Pulver, Hildegard Knef und Alma Seidler. In den 1960er Jahren arbeitete Ploberger auch beim deutschen Fernsehen; dazwischen gab es immer wieder auch Produktionen in Österreich, wie beispielsweise 1959 bei den Salzburger Festspielen und Anfang der 1960er Jahre am Wiener Burgtheater. Insgesamt arbeitete Ploberger während seiner vierzigjährigen Karriere als Kostüm- und Bühnenbildner an etwa hundertsiebzig Produktionen künstlerisch mit.

Ploberger Herbert, Antigone, 1962, Mischtechnik/Papier, 32 x 49 cm


Zu seinem 75. Geburtstag solle es im damaligen Stadtmuseum Linz-Nordico eine große Ausstellung geben, welche der Künstler nicht mehr erlebte, da er am 22. Jänner 1977 in München an Krebs verstarb. Er wurde am Stadtfriedhof in Wels in der Familiengruft beigesetzt. Die Ausstellung wurde zur Gedächtnisausstellung.


Fotos für diesen Bericht wurden uns freundlicherweise von Kunsthandel Widder GmbH, Johannesgasse 9-13, Wien I, www.kunsthandelwidder.com, zur Verfügung gestellt.


Berthild Zierl

Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at


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Quelle:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40

Herbert Ploberger zum 100. Geburtstag. Malerei – Graphik, Ausstellungskatalog, Lebensspuren Museum der Siegel und Stempel, Wels, Nordico Museum der Stadt Linz, Linz 2002.

Linzer Volksblatt, 28.11.1929

http://www.landesmuseum.at/de/presse/presse-details/herbert-ploberger-im-spannungsfeld-zwischen-bildender-und-angewandter-kunst.html

https://www.herbertploberger.com/de/literatur – Herbert Ploberger (1902-1977) eine Spurensuche an Österreichs Bühnen