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Giselbert Hoke (1927 bis 2015)

Giselbert Hoke

Prof. Giselbert Hoke (1927 bis 2015)

Giselbert Hoke (geboren am 12. September 1927 in Warnsdorf, verstorben am 18. April 2015 in Klagenfurt) ist ein bedeutender Vertreter der österreichischen Malerei der Nachkriegszeit. Er ist bekannt für seine Gemälde in Öl und Aquarell, Fresken, Lithografien, Glas- und Emailarbeiten.

Als 17-Jähriger verlor Hoke im zweiten Weltkrieg seinen rechten Arm, was ihn jedoch nicht daran hinderte, ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei den Professoren Robin C. Andersen und Herbert Boeckl (beide waren Mitglieder in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs) zu absolvieren.

1950 gewann er einen Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der Wände (ca. 300 m2) im neu errichteten Bahnhof in Klagenfurt.

Aufgrund eines Stipendiums des französischen Staats konnte Hoke von 1953 bis 1954 in Paris arbeiten.

1954 heiratet er die Malerin Margarethe Stolz (Tochter des Malers Rudolf Stolz). Mit Margarethe hatte Giselbert Hoke vier Kinder (Tochter Karma und die Söhne Edmund, Thomas und Armin Guerino). 1985 trennte sich das Paar.

Die Arbeiten im Bahnhof Klagenfurt vollendete Hoke 1956 – zwei, jeweils 22 m breite und 5 m hohe Fresken. Ostseitig: Wand der Kläger, westseitig: Wand der Angeklagten.
Teile der Bevölkerung waren 1956 aber noch nicht reif für Hokes Kunst und forderten die Zerstörung der Fresken. Heute stehen diese Fresken zwar unter Denkmalschutz und gelten als bedeutende Beispiele der österreichischen Monumentalmalerei nach 1945, aber damals zog Hoke schwer enttäuscht über die Reaktionen der Bevölkerung nach Wien.

Ab 1958 arbeitete Hoke vermehrt mit Glas. Wunderbare Glaswände und Fenster entstanden in den folgenden Jahrzehnten die heute noch im In- und Ausland wie z.B. in Wien in der Universität, der Pfarrkirche St. Florian im 5. Bezirk und im Krematorium, in Völkermarkt in der historischen Bürgerspitalskapelle, in Deutschland in der 12-Apostel-Kirche in Augsburg, in der Liebfrauenkirche Frankfurt-Oberursel und in der Kirche St. Bartholomäus in Köln bewundert werden können.


Bürgerspitalskapelle in Völkermarkt
Foto: Dipl. Ing. Zierl Dietmar, Wien


1959 gewann Hoke den Wettbewerb für sechs Fresken für die Katholische Lehrerbildungsanstalt in Eisenstadt (heute Gymnasium der Diözese Eisenstadt Wolfgarten), welche er 1960 im Foyer und Stiegenhaus der Schule malte. Thema der Arbeiten sind die religiöse und geistige Bildung. In große Farbflächen setzte Hoke vereinzelt am Kubismus und Fauvismus orientierte Figuren, wobei die Gegenständlichkeit weitgehend erhalten blieb. In den Medien wird oft eine Nähe zu Picasso in Hokes Werken zitiert, doch es ist meiner Meinung nach Hokes eigene Handschrift, besonders durch den für Hoke typischen pastosen Farbauftrag, deutlich erkennbar.

1961 hatte Hoke seine erste Einzelausstellung in Klagenfurt. Danach zog er – mit Klagenfurt versöhnt – wieder nach Kärnten. Er erwarb Schloss Saager in Grafenstein, welches er mit seiner Ehefrau bis 1973 restaurierte. Später baute er neben dem Schloss auch noch eine Schmelzerei für Glas und E-Mail, eine Druckerwerkstätte und mehrere Ateliers für Tapisserien.

1974 wurde Hoke Professor für künstlerische Gestaltung an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Graz. Er baute im Stift Rein das Institut auf und leitete es 20 Jahre lang. Daneben lehrte er von 1979 bis 1983 an der Sommerakademie in Salzburg. Im Stift Rein kann man in der Abtkapelle Fresken von Giselbert Hoke bewundern.

Im Mittelpunkt von Hokes vielschichtigem Werk, welches wie erwähnt Gemälde in Öl, Aquarelle, Fresken, Lithografien ebenso umfasst wie Arbeiten in Glas und E-Mail (z. B. im Bahnhof Leoben oder im Empfang der Firma STRABAG in Spittal an der Drau), Tapisserien und Architektur, standen in den frühen Jahren vor allem Frauenakte und später Landschaften.


Hoke verreiste auch gerne. Auf seinen Reisen, welche ihn nach Peru, Spanien, Italien und in den fernen Osten führten und für welche er vom Massentourismus wenig berührte Gebiete mit ursprünglicher Ruhe bevorzugte, hielt er seine Eindrücke malerisch (häufig Aquarelle) fest.
Durch die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten sind seine Landschaftsbilder durchaus vielfältig. Von Menschen geschaffene Architektur festzuhalten war ihm genauso wichtig wie die unberührte.

Hoke meinte dazu:
„Der Reichtum an gebauter Gestalt der kleinen Städte ist dem Reichtum der offenen, unverbauten und kultivierten Landschaft adäquat.“ (3)

Mit zunehmendem Alter konzentrierten sich die Inhalte seiner Werke immer mehr auf das Wesentliche und er verwendete sehr große Bildformate. Umgeben von dominanten, monotonen Farbflächen, durchbrochen von grafischen Elementen wurden Natur und Architektur in reduzierter Gegenständlichkeit seine bevorzugten Bildmotive.

Werke von Giselbert Hoke wurden in zahlreichen Ausstellungen in Österreich, aber auch in Deutschland, Japan, Italien, Peru und in der Schweiz gezeigt.

1988 erschien nach Hokes Entwürfen eine Sonderpostmarke in der Serie „Moderne Kunst in Österreich“.

Sonderpostmarke aus der Serie „Moderne Kunst in Österreich“
Foto: Archiv der BV der bild. Künstler Österreichs, LV Wien/NÖ/Bgld.


Berthild Zierl

Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at


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