Fritz Martinz
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Otto Rudolf Schatz
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Herbert Boeckl

Herbert Boeckl

Herbert Boeckl

(1894-1966)

Herbert Boeckl wurde am 3. Juni 1894 als zweiter von vier Söhnen Leopold Böckl und dessen Gattin Paula, geborene Münichsdorfer, in Klagenfurt geboren.

Zwischen 1904–1912 besuchte er das Klagenfurter Realgymnasium. Nachdem Boeckl an der Wiener Akademie der bildenden Künste nicht aufgenommen wurde, studiert er von 1912–1915 an der Technischen Hochschule Architektur und arbeitete nebenher an einer Laufbahn als Maler. Er belegte bei Prof. Eduard Veith einige Kunstkurse und kam über Prof. Adolf Loos, dessen Privatschüler er wurde, in Kontakt mit Egon Schiele, Carl Moll, Karl Kraus, Arnold Schönberg und Oskar Kokoschka.



Einigen Frühwerke lassen Boeckls Kontakt zu Egon Schiele erkennen. Schiele verdankte Herbert Boeckl später den Kontakt zum Wiener Kunsthändler Gustav Nebehay, der ihn unter Vertrag nahm und somit wirtschaftlich absicherte.
1913 beteiligte Herbert Boeckl sich erstmals an einer Ausstellung im Wiener Kunstsalon Pisko.


1915–1918 leistete Boeckl im Ersten Weltkrieg gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Bruno Grimschitz, dem späteren Direktor der Österreichischen Galerie, Kriegsdienst an der italienischen Front.
Während eines Studienurlaubs bestand er 1918 die Erste Staatsprüfung.


Nach dem Ersten Weltkrieg wandte sich Boeckl ausschließlich der Malerei zu, bezog ein Atelier in Klagenfurt und setzte sein Architekturstudium nicht weiter fort. Ein Jahr später heiratete er Maria Plahna. Seine Frau war ihm auch ein beliebtes Modell.
Da Herbert Boeckls Kunst in Klagenfurt nicht so recht ankam, zog er nach Wien, verbrachte jedoch nach wie vor viel Zeit in Kärnten, da ihn die landschaftliche Schönheit immer wieder inspirierte.


Neben zahlreichen namhaften Künstlern beteiligte sich Boeckel 1925 an der Kunstschau des Bundes Österreichischer Künstler im Wiener Künstlerhaus. 1927 stellte Boeckl erstmals in der Secession in Wien aus.
Für das Bild „Hymnus an Maria“ erhielt Boeckl 1934 den erstmals vergebenen Großen Österreichischen Staatspreis.

1935 wurde er Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er später auch Rektor von 1945/46 und von 1962-1965 war. Von 1939 bis 1964 betreute er einen Aktkurs, welcher von allen Studentinnen und Studenten der Akademie besucht werden musste; darunter waren später namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Agathe von Auersperg, Walter Eckert, Karl Kreutzberger, Sepp Orgler, Stefan Pichler, Carl Unger, Fritz Wieser und Grete Yppen.
Im Jahr 1935 wurde Boeckl Kommissär für die Brüsseler Weltausstellung. Er nutzte diese Gelegenheit, um ein modernes Bild von Österreich zu präsentieren, was in einem Skandal endete.

1938 änderte der Künstler seinen Nachnamen Böckl in Boeckl um.



Während der NS-Zeit lebte Boeckl, welcher mittlerweile 9 Kinder hatte, sehr zurückgezogen. Da er zum Überleben auf Einkünfte durch Bilderverkäufe angewiesen war, wurde er Mitglied der Reichskunstkammer und der NSDAP. In der Presse vom 21.10.2009 berichtet Almuth Spiegler, dass in Böckls „Gauakt“ jedoch vermerkt wurde, dass dessen „nationalsozialistische Weltanschauung nicht so zum Ausdruck kam, wie man es von einem Parteigenossen erwarten würde.



Nach 1945 beschäftigte sich Herbert Boeckl vermehrt mit religiösen Bildern. Er kam in Kontakt mit dem Priester und Kunstförderer Monsignore Otto Mauer mit dem ihn bald eine Freundschaft verband.
Sehr beeindruckend sind Boeckls apokalyptische Fresken in der Seckauer Engelskapelle.



1946 wurde eine Retrospektivausstellung von Herbert Boeckl an der Wiener Akademie der bildenden Künste gezeigt, 1950 nahm er an der Biennale in Venedig teil und im Jahr 1964 wurde wiederum eine Retrospektive von ihm im Wiener Museum des 20. Jahrhunderts gezeigt.
Noch im selben Jahr erlitt Boeckl am 29. Oktober einen Hirnschlag und blieb bis zu seinem Tod ans Krankenbett gefesselt.
Der Künstler verstarb am 20. Jänner 1966 und wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt.



Heute zählt Herbert Boeckl mit seinem vielfältigen Schaffen zu den Hauptvertretern der österreichischen Moderne. Sein Œuvre umfasst Porträts, Landschaften, Aktfiguren, Stillleben und sakrale Arbeiten.

Die Verwandlung der Natur durch die Malerei spielt im gesamten Werk des Künstlers Herbert Boeckl eine besondere Rolle. Der Raum, welcher in der Malerei im ausgehenden 19. Jahrhundert bewusst ausgespart wurde – denken wir nur einmal an den Jugendstil oder an den Expressionismus –  wurde bei Boeckl wieder bedeutungsvoll und intensive Farben waren sein prägendes Ausdrucksmittel –  seine Bildsprache. Rot ist häufig ein Symbol des Lebens und Blau bedeutet Rationalität.
Auf der Website unter www.herbert-boeckl.at heißt es dann auch:

„Farbe wird und bleibt prägendes Ausdrucksmittel. Andere Darstellungselemente wie Linien, Licht und Modellierung treten immer mehr zurück, aber ihre Funktionen sind erfüllt. Es scheint als wären sie von der Farbe übernommen. Die Bilder der frühen zwanziger Jahre scheinen geradezu von der Farbe zu leben. Es überwiegen wenige, ungemein leuchtende Farben, die teilweise in harten Kontrasten zueinander stehen.
Mit Farbe wird das Naturvorbild von Landschaften, Menschen und Häusern verwandelt in farbige Flecken, Haufen und Linien. Sie sind teils dickflüssig und großzügig aufgetragen, dass sie wie geknetet wirken. Farbe wird so zum Farbmaterial, mit dem Bilder gebaut werden.“


Herbert Boeckl war Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, der Wiener Secession und Präsident der Österreich-Sektion der Association internationale des arts plastiques der UNESCO.

Das künstlerische Schaffen von Herbert Boeckl wurde geehrt mit

  • 1934 und 1953 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis
  • 1950 mit dem Preis der Stadt Wien für Malerei und Graphik
  • 1958 mit dem Guggenheim-Preis
  • 1960 der Klimt Ehrung der Secession und
  • 1964 mit dem Goldenen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich und dem Ehrenring der Stadt Wien.

Anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahr 1994 ist eine Sonderbriefmarke erschienen.

Seine Werke sind in Sammlungen im In- und Ausland vertreten und u.a. in der Österreichischen Galerie im Belvedere, im Unteren Belvedere, in der Albertina, dem Leopoldmuseum und der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall öffentlich zu sehen.

In der Argentinienerstraße 42 im 4. Wiener Gemeindebezirk ist am Haus, in welchem Boeckl sein Atelier hatte, eine Gedenktafel angebracht, welche von der Akademie der Bildenden Künste am 3. Juni 1994 gestiftet wurde.
Das Belvedere führt seit dem Jahr 2014 Boeckls ehemaliges Atelier als Dependance. Das Boeckl Atelier ist ein kunsthistorisches Juwel, denn seit Boeckls Tod sind hier alle Gegenstände des Künstlers – außer zu Restaurationszwecken – unberührt geblieben, der Holzboden ist gesprenkelt mit Farbflecken und das letzte Bild steht noch auf der Staffelei.

An der TU Wien kann man den sogenannte Boeckl-Fries „Die Welt und der Mensch“ (1956 – 1958) in dem nach ihm benannten Saal bewundern.
In Graz gibt es eine Herbert-Boeckl-Gasse, Villach und in Attnang-Puchheim einen Herbert Boeckl-Wege.


Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.

www.zierlart.at


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Quellen:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn
Herbert Boeckl: 1894-1966, Formen aus einer anderen Welt, Verlag Galerie Magnet, 1999, ISBN 3-901758-14-3
Heinrich Fuchs: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881-1900. Band 1
Presse vom 20.10.2009, Bericht Herbert Boeckl: Ein subversiv progressiver Staatskünstler von Almuth Spiegler
http://www.herbertboeckl.at/de/biographie, Kunsthandel Widder, Zugriff 14.10.2016
www.herbert-boeckl.at, Zugriff 14.10.2016