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Harry Jeschofnig (1933-2017)

Harry Jeschofnig

Harry Jeschofnig (1933-2017)

Harry Jeschofnigs Skulpturen aus Auto-Stoßstangen und Kotflügeln setzten markante Zeichen im öffentlichen Raum. Bei der Biennale inernazionale dell´Arte contemporanea in Florenz im Jahr 1997 wurde Jechofnig für eine seiner Autoblechskulpturen mit der Goldmedaille für Bildhauerei ausgezeichnet.


Geboren wurde Harry Jeschofnig am 17.3.1933 in Graz als mittlerer von drei Söhnen. Seine Eltern führten einen Rauchfangkehrerbetrieb in der Grazer Innenstadt. Er erlernte, wie seine beiden Brüder, das Rauchfangkehrerhandwerk.


Nach dem Krieg arbeitete er von 1953 bis 1963 in der Schweiz und es gelang ihm, neben seiner Arbeit als Rauchfangkehrer im Kloten, einem Stadtteil von Zürich, erfolgreich seine Dienste als Porträtbildhauer anzubieten.

Meistens waren es Kinder wohlhabender Handelsfamilien oder Piloten der damals aufstrebenden Swissair, die er modellierte. Nach und nach stieg sein Bekanntheitsgrad und sogar ein lokaler Mäzen nahm sich seiner an.


 

1963 kehrte Harry Jeschofnig dann aber nach Österreich zurück und kaufte in Klagenfurt – ohne dort auch nur eine Menschenseele zu kennen – einen Rauchfangkehrerbetrieb. Mit seinem aus Zürich mitgebrachtem „Straßenkreuzer“ erregte er in Klagenfurt natürlich Aufsehen. Darüber befragt, wer er den sei, erwiderte der humorvolle Jeschofnig:

„ Ich bin der Gouverneur von Klagenfurt!“

Eine Legende war geboren, weiß sein Sohn Michael zu berichten.
Der Betrieb florierte nach anfänglichen Schwierigkeiten. Im Cafe Perstinger am Heiligengeistplatz in Klagenfurt fand Harry Jeschofnig liebevolle Aufnahme und Förderung durch den Künstlerzirkel rund um die Professoren Walter Nowotny, Willi Rudnigger und Manfred Posch, welche die Talente des Neuankömmlings erkannten und in produktive künstlerische Bahnen lenkten. Er schrieb Theaterstücke und Märchenbücher, spielte in einer eigenen Jazzband Trompete und war ein großartiger Bildhauer.
Mit seinen Skulpturen aus Auto-Kotflügeln setzte er markante Zeichen im öffentlichen Raum. Teilweise bis zu zwölf Meter hoch schweißte er alte Pkw-Teile für Skulpturen zusammen.

„Wer Klagenfurt wachsamen Auges durchstreift, stoßt auf seinem Weg mit Sicherheit auf eine Skulptur aus Stoßstangen. Harry Jeschofnig hat mit seinen Plastiken der Stadt ein eigenes Koordinatensystem verpasst, “

stand in der Kleinen Zeitung Kärnten am 21. März 1998, anlässlich seines 65. Geburtstages.
Bemerkenswert an Harry Jeschofnigs Werken aus glänzenden Stoßstangen ausrangierter Autos sind die ausgeprägten Schweißränder, welche in Verbindung mit verbranntem Lack, den Objekten neben einer wunderbaren Patina eine rohe und zugleich anmutige Wirkung verliehen.

Harry Jeschofnig, Skulptur aus Auto-Stoßstangen Europapark Klagenfurt

Die gleichermaßen hintergründige wie vitale Lebendigkeit resultiert aus dem Wechselspiel zwischen der Spannung des glänzenden Materials und Rost und dem Eigenwert der Bauteile an sich, welche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu vereinen vermögen.

Jeschofnigs Stoßstangen- und Karosserieblechplastiken fanden nicht nur im öffentlichen Raum in Kärnten, sondern auch weit über die Grenzen hinaus u.a. in Sheffield in Großbritannien, in Weimar in Deutschland und in Mont Clair in den USA großen Anklang.

Harry Jeschofnig, Izmir


Im Jahre 1998 eröffnete Harry Jeschofnig sein eigenes Museum in Knappenberg und gestaltete mit seiner Gattin Cindy, welche als Rauchfangkehrermeisterin besonders in den letzten 15 Jahren den Betrieb führte und damit ihrem Gatten den Rücken für seine künstlerischen Ambitionen und Aufgaben freihielt, einen 10.000 m2 großen Skulpturenpark.

Während seiner Präsidentschaft des Landesverbandes Kärnten in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs ist es ihm mit Unterstützung des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt gelungen, für diese ein von Künstlern und Kunstinteressenten stark frequentiertes Haus mit Ateliers, einem Büro, einem Cafe und eigener Galerie zu schaffen.

Außerdem organisierte er während seiner Präsidentschaft in den Jahren 2002 die erste Biennale Austria, bei welcher schwerpunktmäßig zeitgenössische Schaffenskraft in einem „Europa der Regionen“ in der von Architekt Günther Domenig umgebauten Hochofenanlage in der Heft in Hüttenberg präsentiert wurde.
Die zweite Biennale Austria unter seiner Führung war dann bereits eine Summe kreativer und engagierter Strömungen aus der ganzen Welt.


 

Sein Lebenswerk wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt:

1971/1972 Intart-Medaillien für Bildhauerei, Klagenfurt, Udine
1984 Verleihung Professortitel, Republik Österreich
1995 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
1997 Lorenzo di Medici-Goldmedaille, Biennale dell Arte Contemporanea, Florenz, Italien
2013 Verleihung Stadtwappen, Landeshauptstadt Klagenfurt.


 

Berthild Zierl

www.zierlart.at

Quelle:
Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40, 1130 Wien