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Franz von Matsch (1861 – 1942)

Franz Matsch

Der österreichische Maler und Bildhauer Franz Josef Karl (Edler von) Matsch wandte sich stilistisch zwar dem Jugendstil zu, blieb dabei aber auch dem Historismus und überlieferten Traditionen treu.
Das künstlerische Schaffen von Franz Matsch war sehr vielseitig. Neben der Malerei, welche hauptsächlich auf Landschaftsmalerei, Stillleben und Porträts fokussiert war, gestaltete er unter anderem Brunnen und Grabdenkmäler und entwarf Kostüme für die berühmte Schauspielerin Charlotte Wolter.
An dieser Stelle und zeitlich etwas vorgreifend sei erwähnt, dass Franz Matsch Charlotte Wolter im Stiegenhaus des Wiener Burgtheater in seiner „Antiken Theaterszene“ verewigte, womit er der Schauspielerin an einem würdigen Ort ein Denkmal setzte. Charlotte Wolter war es dann auch, die Franz Matsch in die gehobene Gesellschaft in Wien einführte, wodurch es dem Künstler gelang zu einem gefragten Porträtmaler zu werden.


Franz Matsch wurde am 16. September 1861 in Wien geboren und ist am 5. Oktober 1942 in Wien gestorben. Er war mit Anna Kattus, der Tochter des Sektfabrikanten Johann Kattus, verheiratet und hatte zwei Töchter, Therese und Hildegard, und zwei Söhne, Franz und Johann.


Seine künstlerische Ausbildung erhielt Matsch an der Kunstgewerbeschule in Wien, welche er von 1875 bis 1883 besuchte und dort gemeinsam mit den Brüdern Gustav und Ernst Klimt bei Ferdinand Julius Laufberger (18291881), Michael Rieser 1828 – 1905, Karl Hrachowina (1845-1886) und Ludwig Minnigerode (1847–1930) studierte.
Gemeinsam teilte er sich mit den Klimtbrüdern ein Atelier im 6. Bezirk in Wien in der Sandwirtgasse. Mit Gustav und Ernst Klimt zusammen bildete Franz von Matsch die Künstlergemeinschaft „Maler-Compagnie“, welche an vielen Projekten in Wien (z.B. Votivkirche, Hermesvilla, Burgtheater, Kunsthistorisches Museum) beteiligt war.
Die drei Künstler ergänzten sich einige Zeit hervorragend. In „Gustav Klimt, Zeit und Leben des Wiener Künstlers“ erfahren wir, dass Franz Matsch gradlinig und aufgeräumt, selbstbewusst und schlagfertig war (Eigenschaften die Gustav Klimt abgingen) und Organisationstalent besaß, was Arbeitsabläufe und Arbeitseinteilungen anging. Gustav Klimt hingegen sei chaotisch, impulsiv und unüberlegt gewesen, konnte aber aus dem Bauch heraus schaffen und einer Eingebung folgen. Ernst Klimt sei Franz Matsch ähnlich gewesen, ebenfalls bedacht und aufgeräumt, ein guter Techniker und ausgezeichneter Handwerker.
1892, nach dem Tod von Ernst Klimt, löste sich die Gemeinschaft auf. Ich werde weiter unten bei den Ausführungen zur Gestaltung des Deckengemäldes im großen Festsaal der Universität Wien noch mehr darüber berichten.
Für die Votivkirche in Wien stammt aus dem Jahr 1876 ein Glasfensterentwurf von Matsch. Den Auftrag dazu erhielt er gemeinsam mit den Klimtbrüdern von deren Professor Michael Rieser, der das große künstlerische Potential seiner Schüler erkannte.

Ab 1883 arbeiteten Franz Matsch und Gustav Klimt gemeinsam an der Gestaltung des Deckengemäldes im großen Festsaal der Universität Wien, einem Auftrag des Unterrichtsministeriums und die Universität Wien. Man wählte die Darstellung „Triumph des Lichtes über die Finsternis“ als Mittelgemälde, umgeben von den Fakultäten Theologie, Philosophie, Medizin und Jurisprudenz. Nach den Entwürfen von 1894 sollte Gustav Klimt die Bilder „Medizin“, „Jurisprudenz“ und „Philosophie“ sowie zehn Zwickelbilder und Franz Matsch das Mittelgemälde, das Bild „Theologie“ sowie sechs Zwickelbilder fertigen. In den folgenden Jahren distanzierte sich Gustav Klimt jedoch zunehmend von den Vorstellungen der Auftraggeber, da sich der Künstler immer mehr mit zeitgenössischer, europäischer Kunst auseinander setzte.
Schließlich wurden drei Entwürfe von Gustav Klimt abgelehnt und jene von Franz Matsch angenommen. Franz Matsch führte dann auch die restlichen Zwickelbilder an Klimts Stelle aus. Die Fakultätsbilder jedenfalls waren nach Ablehnung durch die „Artistische Kommission“ der Universität Wien an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort nie zu sehen. Nach einem ca. 10 Jahre dauernden Streit kaufte Gustav Klimt mit Unterstützung des Industriellen August Lederer seine Werke im Jahr 1905 zurück. 1945 sind sie auf Schloss Immendorf, wohin sie seinerzeit gebracht wurden, verbrannt.
Das Ölbild von Franz Matsch „Sinnbild der Theologie“ hängt heute noch im Sitzungszimmer der Katholisch-theologischen Fakultät im Hauptgebäude der Universität Wien.

Der ruhige Künstler blieb stets bürgerlichen Konventionen treu, während Gustav Klimt kompromisslos seine neue Linie verteidigte und für Aufsehen und Skandale sorgte. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass es zum Bruch der beiden Künstler kam und sich die Künstlergemeinschaft „Maler-Compagnie“, wie bereits erwähnt, auflöste.
Im kaiserlichen Palast Achilleion der Kaiserin Elisabeth auf der Insel Korfu bei Gastouri (etwa sieben Kilometer südlich von der Inselhauptstadt entfernt) befindet sich im Obergeschoss des Treppenhauses ein großes Fresko von Franz Matsch aus dem Jahr 1892.
Auf dem Gemälde schleift Achilleus, auf einem Streitwagen stehend, den besiegten Hektor vor die Toren von Troja.



Im Jahr 1893 wurde Franz Matsch Professor an der Kunstgewerbeschule, wo er bis 1902 unterrichtete. Zu seinen Schülern zählen Koloman Moser (1868 – 1918), Anton Josef Ritter von Kenner (1871 -1951, Erwin Puchinger (1875 – 1944) und Carl Ederer (1875 – 1951).
Franz von Matsch, welcher Mitglied in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs war, wurde im Jahr 1891 (und mit ihm auch Gustav Klimt) als Mitglied in die Genossenschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus) aufgenommen. (Gustav Klimt trat jedoch 1897 aus dem Künstlerhaus aus und beteiligte sich an der Gründung der Wiener Secession.)

Im Jahr 1894 wurde anlässlich des 400. Geburtstages von Hans Sachs im Burgtheater das Stück “Frau Wahrheit will niemanden beherbergen” mit Katharina Schratt in der Hauptrolle aufgeführt. Als Kaiser Franz Josef I dieses Stück gut gefiel, ließ Kaiserin Elisabeth ein Gemälde von Katharina Schratt in dieser Rolle von Franz Matsch anfertigen. Sie soll für zwei Bilder (ein Miniaturbild und ein Ölgemälde damals 4502 Gulden bezahlt haben. (siehe “Katharina Schratt, die zweite Frau des Kaisers” von Georg Markus, 1998).

Als Franz Matsch 1895 Anna Kattus heiratete, wurde er bald darauf zu einem noch begehrteren Porträtmaler finanziell gutgestellter Familien und Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens. Im Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs befinden sich Unterlagen aus denen hervorgeht, dass Franz Matsch nach eigenen Angaben im Jahr 1938 bereits mehr als 400 Porträts, darunter viele sehr hohe prominente Persönlichkeiten, gemalt hat. Sogar für das Kaiserhaus führte er Arbeiten aus und so gelangte er zu Wohlstand und einigen Ehrungen.
Gemälde welche Kaiser Franz Joseph I. (eines auf dem Totenbett und eines in seinem Arbeitszimmer) zeigen befinden sich heute noch im Historischen Museum der Stadt Wien. Seine Villa, auf der Hohen Warte im 19. Bezirk in Wien, in welcher auch sein Atelier war, baute er 1896 nach eigenen Plänen.

Auch einige Deckengemälde in der Hermesvilla in Wien, u.a. eines welches aus Shakespeares Sommernachtstraum die Szene zeigt, in der Puck Lysander mit Demetrius verwechselt, wurden gemeinsam von Franz Matsch sowie Gustav und Ernst Klimt gestaltet. Für den Industriellen, Politiker und Kunstmäzen Nikolas Dumba gestaltete Franz Matsch das Zimmer der Musen im Palais Dumba am Parkring in Wien.
Die Grabmäler der Familien Matsch und Kattus am Döblinger Friedhof in Wien aus den Jahren 1897/98 und 1900 stammen von Franz Matsch.

 

Franz Matsch, Ausschnitt, Skulptur am Grab der Familie Matsch am Döblinger Friedhof


Im Jahr 1912 gestaltete Franz Matsch im Auftrag von Arthur Krupp für den Jagdherrn Peter Graf Morzin (1837-1877) ein Denkmal mit Bronzereliefporträt und einem kleinen Waldbrunnen sowie ein Hubertusrelief in Bronze in der Walster bei Mariazell.

Zwischen 1911 und 1914 arbeitete Franz Matsch an der Anker-Uhr am Hohen Markt, Ecke Bauernmarkt, in Wien. Es ist dies vielleicht sein bekanntestes Werk und gilt als eines der herausragenden Werke des Jugendstils. Heute ist sie eine beliebte Touristenattraktion. Die Uhr wurde – einer Brücke gleich – zwischen zwei Häusern über den Bauernmarkt ragend ausgeführt. Jeweils zur vollen Stunde erscheinen zwölf historische Gestalten aus der österreichischen Geschichte und wandern über das Zifferblatt – zu Mittag sogar mit Musikbegleitung. Der Höhepunkt jedes Durchlaufs ist die Figur Nr. XII, bei der die österreichische Kaiserhymne erklang. Die dazugehörige Figur ist aber nicht – wie in jener Zeit eigentlich üblich – Kaiser Franz Joseph I., sondern der Komponist der Hymne, Joseph Haydn. Mit dieser Uhr ist es dem heute zu Unrecht in der Öffentlichkeit fast vergessenen Franz Matsch wenigstens gelungen, sich einen namhaften Platz in der Kunstgeschichte Wiens zu erhalten.


1912 wurde Franz Matsch der Adel (Edler von) verliehen. Diese Ehrung wurde jedoch durch das Adelsaufhebungsgesetz vom 3. April 1919 wieder aufgehoben.

1942 erhielt er für seine Verdienste die Goethemedaille für Kunst und Wissenschaft. Im Fragebogen, welchen Franz Matsch am 12. Juli 1938 für die Reichskammer der bildenden Künste ausfüllen musste, vermerkte er, dass er fünf hohe deutsche Auszeichnungen, darunter die silberne Medaille des Prinzregenten Luipold von Bayern erhalten habe.


Obwohl Franz Matsch vor dem Ersten Weltkrieg ein gefragter Künstler war, geriet er nach dem Krieg immer mehr in den Schatten seiner Künstlerkollegen.
Franz Matsch starb am 5. Oktober 1942 im Alter von 81 Jahren in Wien und wurde am Döblinger Friedhof begraben. Im Jahr 1945, drei Jahre nach seinem Tod, wurde sein Haus samt Kunstsammlung durch einen Bombenangriff zerstört.
Heute erinnert u.a. im 16. Bezirk in Wien die Matschgasse immer noch an diesen großartigen Künstler.

Berthild Zierl
Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Landesverband Wien, NÖ, Bgld.
www.zierlart.at


Quelle:

Archiv der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40
Franz von Matsch. Ein Wiener Maler der Jahrhundertwende. Ausstellungskatalog. Historisches Museum der Stadt Wien, Wien 1981

Gustav Klimt. Zeit und Leben des Wiener Künstlers Gustav Klimt von Patrick Karez, Acabus-Verlag, 2014